Heute möchte ich mit Euch einen Tag in Soweto
verbringen, wo wir Julius, einem unserer Mitarbeiter,
bei der Arbeit zuschauen. Julius arbeitet seit dem
Anfang mit uns zusammen und er hat ein Herz für die
Kinder und unsere Arbeit.
Wenn ich durch Soweto gehe, fällt mir immer wieder der
Müll auf. Alle beseitigen den Abfall, indem sie ihn vor
die Haustür schmeissen deshalb liegen überall entsorgte
Plastiksäcke herum. Wenn ein starker Windstoss kommt,
werden sie aufgewirbelt und fliegen wie Drachen herum.
Obwohl Wangari Maathai, die Nobel Preisträgerin von 2004
aus Kenia kommt und sich sehr für die Umwelt einsetzt,
merkt man davon in Soweto nichts. Wenn man auch nur eine
einzelne Banane an einem Marktstand einkauft, kriegt man
eine Plastiktüte. Jetzt während der Regenzeit vermischen
sich die Plastiksäcke mit dem Schlamm und Dreck und
kleben an den Schuhen. Für einige unserer Kinder ist die
Regenzeit eine sehr ungemütliche Zeit, denn sie leben in
Häusern mit Dächern die den Regen durchlassen. Andere
leben in Häusern, die nur Lehmböden haben und während
der Regenzeit wird der Boden matschig. Vermehrt
erkranken die Kinder auch an Malaria und sind erkältet.
Um neun Uhr
öffnet das Klubhaus seine Türen. Elf Kinder stehen schon
vor dem Tor. Diese Kinder werden darauf vorbereitet,
nächstes Jahr die öffentliche Schule zu besuchen. Julius
gibt seinen vier Kindern eine schriftliche Arbeit,
während er und die anderen Mitarbeiter eine kurze
Sitzung haben, wo Probleme einzelner Kinder und Familien
besprochen werden.
Julius ist
heute nicht alleine gekommen, er hat einen kleinen Bub,
Samuel, der vor einer Woche
daheim ausgerissen ist, mitgebracht. Samuel lebt in
Soweto bei einer guten Samariterin, die ihn aufgenommen
hat, als sein Vater sich nicht mehr um ihn kümmern
wollte. Doch jetzt hat es dort scheinbar Probleme
gegeben, denn diese Frau hat selber fünf schulpflichtige
Kinder und ein Grosskind.
Alle leben mit ihr zusammen in einem einzelnen Zimmer.
Samuels Mutter ist schon vor langer Zeit gestorben. Vor
zwei Jahren ist Samuel ins Klubhaus gekommen und letztes
Jahr sandten wir ihn in die Vorschule und dieses Jahr in
die erste Klasse. Die letzten Tage hat Samuel auf der
Strasse verbracht, gegessen hat er, was er im Abfall
fand oder er bettelte sich ein paar Schillinge zusammen
und kaufte sich was, geschlafen hat er in einem
Schrottauto. Samuel nimmt heute am Unterricht im
Klubhaus teil und er rechnet in seinem Heft.
Für die zwei Viertklässler-Buben, die Julius
unterrichtet, steht Englisch auf dem Stundenplan. Sie
sind dabei verschiedene Sätze zu konstruieren. Als ihre
Arbeit fertig und korrigiert ist, gehen sie in die Pause
und spielen im Hof Fussball. Einer der Jungs kommt aus
einer Familie wo beide Elternteile mit Aids infiziert
sind und ihnen fehlen die Mittel um ihren Sohn in die
Schule zu schicken.
Julius unterrichtet auch noch zwei Mädchen –
Drittklässler. Heute machen sie eine Übung mit den
verschiedenen Wochentagen. Es hapert mit dem Verstehen
der englischen Sprache; gut dass sie noch eine Weile im
Klubhaus bleiben. Eines der Mädchen hat besonders Mühe
mit Englisch. Sie ist auf dem Land zur Schule gegangen
und dort wurde in Kikuyu, ihrer Muttersprache
unterrichtet. Dieses Jahr hat eine Tante das Mädchen
nach Nairobi geholt, denn die Mutter hat psychische
Probleme und ist einfach weggerannt, seither weiss
niemand wo sie ist. Dieses Mädchen, ein Einzelkind,
wurde durch eine Vergewaltigung der Mutter gezeugt.
Das andere Mädchen kommt aus einer grossen Familie. Der
Vater, über 70 jährig, hat drei Ehefrauen, 14 Kinder und
sein jüngstes Kind wurde Anfangs Jahr geboren. Kein
Wunder, dass der Vater das Schulgeld nicht aufbringen
kann und die ganze Familie in völliger Armut lebt.
Am Mittag gehen alle Kinder heim und ich esse mit Julius
und den anderen Mitarbeitern im Klubhaus eine
Kleinigkeit. Samuels Essen haben wir in einem Restaurant
bezahlt und er isst dort. Wir planen, dass wir am
Nachmittag mit der Frau bei der Samuel lebt, sprechen
und gemeinsam nach einer Lösung suchen.
Heute haben alle unsere Soweto Kinder in der Schule ein
Mittagessen erhalten. Nach dem Essen kommen die
Unterstufen Kinder ins Klubhaus, da sie nachmittags nie
Unterricht haben.
Zuerst werden Wunden verbunden, Hustensirup und andere
Mittel verteilt, manche werden für Ringelflechte und
Krätze behandelt. Julius ist mit den Drittklässlern
zusammen, heute lernt er mit den 12 Kindern Suaheli und
Englisch, danach haben die Kinder Zeit um ihre
Hausaufgaben zu machen. Wenn sie fertig sind, spielen
sie draussen, einige üben den Handstand und andere
Kunststücke. Bevor sie heimgehen, kriegen sie alle eine
Orange. Seit etwa einem Jahr geben wir allen Kindern
dreimal wöchentlich eine Frucht. Obwohl es ja in Kenia
Früchte im Überfluss gibt, erhalten die meisten unserer
Kinder zuhause kaum je eine Frucht, da die Familien
einfach nicht das nötige Geld dafür haben. Doch seit wir
ihnen regelmässig Früchte geben, sehen wir einen
Unterschied mit ihrer Gesundheit.
Nach dem
Mittagessen ist Samuel wieder verschwunden. Einer
unserer älteren Jungs, der ein Kochkurs absolviert, geht
ihn suchen, doch er kommt nach einiger Zeit alleine
zurück.
Ein paar Minuten ist es still im Klubhaus und um fünf
Uhr kommen die Fünft- bis Achtklässler von der Schule.
Julius ist mit fünfzehn Siebtklässlern zusammen. Alle
Kinder haben Hausaufgaben und die werden zuerst gemacht.
Sie können Fragen stellen und wenn sie was nicht
verstehen, wird ihnen geholfen. Danach lernen sie
zusammen was in einen Aufsatz gehört.
Um halb
sieben wird es langsam dunkel und Zeit das Klubhaus
abzuschliessen. Die Kinder machen sich mit ihrer Orange
auf den Heimweg. Ein paar Kinder begleiten uns und
erzählen uns Geschichten bis sich unsere Wege trennen.
Ich steige
in ein Matatu (Minibus) das mich nach Hause bringt. Als
ich aussteige, sehe ich Samuel mit einem grossen
Strassenjungen betteln. Ich nehme ihn bei der Hand und
zusammen gehen wir heim. Zuerst isst er mit uns, danach
badet er und einer meiner Jungs gibt ihm saubere
Kleider. Denn die Kleider an seinem Leib stehen vor
Dreck da er sie schon eine ganze Woche an hat. Heute
Nacht kann er zum ersten Mal in einem bequemen Bett
schlafen.
Morgen ist ein neuer Tag und wir müssen sehen und
beschliessen, was das Beste für Samuel ist…
Zurzeit ist es still um unseren Gerichtsfall mit dem
Land. Doch bitten wir Euch mit uns zu beten, dass die
Sache bald gelöst wird!
News aus unserer Maisha Mema
Grossfamilie…
Im
März wurden wir vom Staat offiziell als Kinderheim
anerkannt. Ende letztes Jahr kam ein neues Gesetz in
Kraft und wir sind dankbar, dass wir nun eines der
wenigen Heime sind, die registriert sind.
Im
April gab es in unserer Gemeinde Kindertage für Vier-
bis Siebenjährige. Sechs unserer Siebt- und Achtklässler
Mädchen halfen fleissig mit.
Wie
alle Jahre ist Jonny im April und Mai in Norwegen, wo er
Schulen, Kirchen und andere Anlässe besucht und über
unsere Arbeit berichtet. Im Juli werde ich der Schweiz
einen Besuch abstatten. Ich hoffe, dass ich einige von
Euch während dieser Zeit sehen werde.
Kariuki
ist ein neuer Junge in unserer Grossfamilie. Er ist der
Bruder zweier unserer Mädchen. Er lebte die letzten acht
Jahre bei einer Tante. Im November schloss er die
Primarschule erfolgreich ab. Die Tante weigerte sich,
ihm eine Sekundarschule zu suchen und sie fing an ihn
schlecht zu behandeln. Wir nahmen ihn bei uns auf und
fanden für ihn eine gute Schule. Er ist glücklich, dass
er nun bei seinen zwei Schwestern leben kann. Eine
weitere Schwester, die in Italien lebt, schickt uns das
Schulgeld für ihn.
Martin,
einer unserer Jungs, lernt Buchhalter. Seine Ausbildung
dauert noch bis Ende Jahr. Vor drei Monaten halfen wir
ihm zu zügeln. Er lebt nun in einem Zimmer in der Nähe
der Schule und das ist der erste Schritt in ein
unabhängiges Leben. Nun muss er auch lernen das Geld das
wir ihm geben, selber einzuteilen. Er kommt uns oft
besuchen, vor allem am Wochenende vor Monatsende, wenn
das Portemonnaie fast leer istJ.
Betet mit uns dass er die Ausbildung erfolgreich
abschliesst und Arbeit findet.
Tabitha
geht es gut. Sie hat sich gut in unserer Familie
eingelebt. Es gefällt ihr im Kindergarten und sie macht
Fortschritte mit Schreiben und mit der Englischen
Sprache.
Ein
paar Tage sind vergangen, seit ich die erste Hälfte des
Rundbriefes geschrieben habe. Samuel lebt immer noch bei
uns und wir haben beschlossen, dass er bei uns bleiben
wird. In der Zwischenzeit haben wir auch mit der Frau
gesprochen, die ihm vorher ein Zuhause gegeben hat. Sie
hat bestätigt, dass der Vater überhaupt kein Interesse
an seinem Jungen hat, und niemand weiss wo er lebt. Am
Freitag ging einer unserer älteren Jungs mit Samuel auf
den Markt und es wurden Kleider und Schuhe eingekauft.
Gestern ging es zum Coiffeur, Creme für Ringelflechte
wurde gekauft und Tabletten gegen Würmer genommen. Heute
hat er für den Gottesdienst seine neuen Kleider und
Schuhe angezogen - man erkennt ihn kaum wieder. Unsere
Kinder kümmern sich liebevoll um ihn und haben ihn gut
in die Familie aufgenommen. Samuel sagte mir selber,
dass er von nun an bei uns bleiben will.
Samuel
Herzlichen Dank, dass wir durch Eure Unterstützung und
Euer Mittragen Samuel, Tabitha, Kariuki, Martin und
vielen anderen Kindern in Nairobi helfen können!
Mit lieben
Grüssen!
Marianne und Jonny
Rundbrief
Im
März
2007
Liebe Freunde!
Das neue Jahr ist schon wieder zwei Monate alt. Ende
2007 wird in Kenia ein neuer Präsident und ein neues
Parlament gewählt. Schon jetzt dreht sich alles um die
bevorstehenden Wahlen, die Zeitungen sind voll davon und
überall wird über den Ausgang spekuliert.
Anfangs
Januar
stand eines Abends eine achtjährige Schwester zweier
Mädchen aus unserer Grossfamilie vor dem Tor. Da es
schon sehr spät und dunkel war, musste sie über Nacht
bei uns bleiben. Am nächsten Tag informierten wir die
Familie, dass das Kind bei uns ist. Wir dachten, dass
die Mutter sich Sorgen machen und das Kind sofort
abholen würde. Doch falsch gedacht, wahrscheinlich war
die Mutter einfach froh, dass sie ein Kind weniger am
Esstisch hatte und sie kam nicht. Zwei Tage später um
Sieben abends stand eine weitere Schwester vor unserer
Tür. Dieses Mädchen war gerade sechs jährig und sah in
ihren zerrissenen, sehr schmutzigen Kleidern und barfuss
sehr erbärmlich aus. Das Mädchen hatte den langen
gefährlichen Weg durch mehrere Slums alleine
zurückgelegt. Wieder riefen wir die Familie an und
liessen sie wissen, dass sie zwei ihrer Kinder bei uns
abholen müssen. Doch wieder meldete sich die Mutter
nicht bei uns. Zwei Tage später, als wir beim Abendessen
sassen, rief mich unser Nachtwächter und wer stand vor
der Tür? Die 12-jährige Schwester mit dem zweijährigen
Bruder auf dem Rücken. Ich rief den ältesten Bruder an,
doch diesmal war ich nicht so freundlich am Telefon. Ich
drohte ihm, dass wenn er nicht sofort zu uns komme und
die Kinder abhole, wir die Polizei einschalten würden.
Das nützte, denn schon eine halbe Stunde später war er
bei uns. Er hat einen Marktstand und verkauft gebrauchte
Kleider und lebt nicht mehr daheim. Er war verzweifelt,
da sich die Mutter ganz und gar nicht um ihre Kinder
kümmert. Zusammen versuchten wir die beste Lösung für
die Geschwister zu finden und wir einigten uns darauf,
dass er sie zu Verwandten auf dem Land bringen soll.
Doch der zweijährige Bruder wurde noch am gleichen Abend
der Mutter zurückgebracht.
Ein paar Tage
später - am geplanten Reisetag - stiess ein weiteres
Kind dieser Familie zu uns: ein etwa 14jähriger Bruder,
der um dem Elend daheim zu entfliehen, die Strasse zu
seinem Zuhause gemacht hat. Er hörte von den Plänen,
dass zwei seiner Schwestern aufs Land gebracht würden
und er wollte auch mitgehen. Es wurde beschlossen, dass
das sechsjährige Mädchen - Tabitha zu klein war um
mitzugehen. Denn das Leben auf dem Land für diese
Geschwister ist kein Zuckerschlecken, sie helfen neben
der Schule bei der Feldarbeit, doch wenigstens wissen
sie, dass sie am Abend eine warme Mahlzeit erhalten.
Eigentlich hätte der grosse Bruder, nachdem er wieder
zurückkam, Tabitha abholen und der Mutter zurückbringen
sollen. Doch er konnte die Mutter überhaupt nicht
finden. Das kleine Mädchen ist uns sehr ans Herz
gewachsen und ihr Schicksal hat uns berührt und wir
beschlossen sie in unserer Grossfamilie aufzunehmen.
Seit einem Monat schicken wir sie in den Kindergarten.
Alles ist neu für sie, bis dahin hat sie noch nie einen
Bleistift in der Hand gehalten, doch sie geht sehr
gerne, obschon sie am Anfang immer meinte, dass zur
Schule gehen schlecht und langweilig sei.
Das Mädchen
verstand kein Englisch, und konnte natürlich auch nicht
Englisch reden. Doch eines wusste sie zu sagen: „Give me
food and give me money!“ (Gib mir was zu Essen und gib
mir Geld!) Sie war sich gewöhnt mit ihren Geschwistern
herumzustreunen und zu betteln. Vor ein paar Tagen wurde
sie für eine gründliche Untersuchung zum Arzt gebracht.
Tabitha hatte vor etwa vier Jahren starke Verbrennungen
erlitten. Die Haut an einen Knie und Oberschenkel ist
weiss. Sie hatte Magen und Darmbeschwerden vom
verschmutzten Wasser. Der Arzt konnte, als er sie wog
und mass, einfach nicht glauben, dass das Mädchen schon
sechsjährig ist. Sie sieht keinen Tag älter als
vierjährig aus!
Für uns ist es
schwer vorzustellen, wie viel Leid dieses kleine Kind
schon erleben musste. Doch wenn sie uns am Ende des
Schultages in die Arme schliesst und uns mit dem
süssesten Lächeln begrüsst, freuen wir uns mit ihr, dass
sie jetzt bei uns ein Zuhause gefunden hat, Geborgenheit
erlebt und endlich ihre Kinderjahre unbeschwert erleben
darf.
Wir sind uns bewusst, dass die Not um uns herum enorm
riesig ist und wir bei weitem nicht allen helfen können,
aber wir sind dankbar, dass wir das Leid eines Kindes
lindern können.
Wenn ich Tabitha anschaue, muss ich an folgende Worte
aus dem Markus Evangelium denken. Jesus nahm ein
Kind, stellte es mitten unter die Jünger, herzte es und
sprach zu ihnen: „Wer ein solches Kind in meinem Namen
aufnimmt, der nimmt mich auf; und wer mich aufnimmt, der
nimmt nicht mich auf sondern den, der mich gesandt hat.“
Der
Kampf um unser Land geht weiter… Im Dezember sollte
die geplante Gerichtsverhandlung stattfinden, doch das
Gericht verschob sie kurzfristig, da zu viele Fälle
für diesen Tag auf dem Programm standen. Kurz vor
Weihnachten hatte eine Kirche unser Land an sich
gerissen und sie stellten eine grosse Kirche aus
Wellblech auf. Nachdem wir unseren Anwalt
einschalteten, wurde sie nun wieder von den Behörden
abgebrochen. Auf Mitte März ist ein neuer
Gerichtstermin angesetzt.
Ende
Dezember wurden die Resultate der
Primarschulabschlussprüfungen veröffentlicht. Wir
freuten uns über die mehrheitlich guten Noten unserer
Kinder. Im Januar waren Florence und ich damit
beschäftigt, Sekundarschulen für 14 Kinder zu finden.
Danach musste alles Mögliche vorbereitet und eingekauft
werden: Schulbücher, Uniformen, Schuhe, Matratzen,
Leintücher, Decken, Wascheimer und Metallkisten, wo
alles verstaut werden kann. Es musste jedes einzelne
Ding angeschrieben und das Schulgeld musste einbezahlt
werden. Danach brachten wir die Kinder in ihre diversen
Schulen. Die meisten Schulen, die wir fanden, sind etwa
100km von Nairobi entfernt. Die Reise führte uns durch
kleine Dörfer, durch riesige Ananasplantagen und
saftiggrüne Reisfelder und in der Ferne sahen wir den
schneebedeckten Mount Kenia. Alle Jugendlichen haben
sich in ihren neuen Schulen gut eingelebt und sind mit
vielen Erlebnissen von ihren neuen Schulen nach Nairobi
zurückgekehrt.
News aus Soweto…
Im
Dezember fand wieder ein Lager für die Kinder statt.
Über 70 Kinder nahmen diesmal daran teil und genossen
fünf unbeschwerte Tage, danach war das Clubhouse zwei
Wochen über die Festtage geschlossen und alle unserer
Mitarbeiter hatten Ferien.
Im
Januar schauten sich unsere Mitarbeiter nach Kindern in
Soweto um, die nicht in der Schule sind. Innert
kürzester Zeit hatten sie wieder eine Schar ganz
bedürftiger Kinder zusammen, ihre Familien wurden
besucht und interviewt und die Kinder werden nun im „Clubhouse“
darauf vorbereitet später im Jahr die Schule zu
besuchen.
Oft
haben wir Besuch. Auch jetzt gerade sind zwei Volontäre
bei uns. Eine junge Frau aus Deutschland, die ein
zweimonatiges Praktikum für ihr Studium bei uns
absolviert und ein Schweizer, der einen Monat bei uns
mithilft. Die Kinder freuen sich immer über die
Abwechslung, die Besucher mit sich bringen.
Im
September wurden wir von einer der Primarschulen
angefragt, ob wir Steve helfen könnten. Steve - ein
Waise - lebt mit seiner Schwester in Nairobi und
besuchte die achte Klasse. Die Lehrer meinten, dass der
Junge die bevorstehenden Prüfungen erfolgreich
abschliessen würde, aber niemals ohne Unterstützung die
Sekundarschule besuchen könne. Der Junge hatte auch
häufig epileptische Anfälle. Wir fanden eine Arztpraxis,
die sich darauf spezialisierte und eine unserer
Mitarbeiterinnen, ging mit Steve dorthin. Es wurden ihm
Medikamente verschrieben, doch wir hatten nicht mit dem
Widerstand der Familie gerechnet. Eine Cousine der
Geschwister, die ihnen ein Dach über dem Kopf anbot,
verbot Steve die Medikamente zu nehmen. Laut ihr durfte
Steve nur die Kräutermischung einnehmen, die ein
Medizinmann vom Land verschrieben hatte. In der gleichen
Zeit starb noch sein kleiner Bruder auf dem Land an
Malaria, ein sinnloser Tod, wenn der Junge nur zur
rechten Zeit zu einem Arzt gebracht worden wäre…Nachdem
wir mit der Cousine in Anwesenheit der Oberlehrerin
sprachen und ihr drohten die Behörden einzuschalten,
falls sie Steve nicht die Medikamente gibt, willigte sie
ein und Steve durfte die Tabletten einnehmen. Er schloss
die Primarschule erfolgreich ab und wir freuten uns über
seine guten Resultate. Die Verwandten erklärten sich
plötzlich bereit, obschon sie arm sind, Steve in eine
Sekundarschule auf dem Land zu schicken. Doch später
fanden wir heraus, dass sie Hintergedanken hatten: Sie
wollten sich die Parzelle Land aneignen, die Steve und
seiner Schwester beim Tod der Eltern zugefallen war. Als
das Spiel durchschaut war, kam Steve zu uns und bat uns
um Hilfe. Seit einem Monat ist er in der Sekundarschule,
es gefällt ihm gut und er sieht gut aus und hat bis
jetzt noch keinen einzigen epileptischen Anfall gehabt.
Durch
einen kanadischen Arzt erhalten wir seit gut einem Jahr
Tabletten mit Nahrungszusätzen, die den Eltern unserer
Kindern, die mit Aids infiziert sind, verabreicht
werden. (Meistens sind es nur Mütter, denn sie sind
offener und teilen uns mit wenn sie an Aids erkrankt
sind.) Bis jetzt haben wir sehr gute Ergebnisse damit
erzielt, die Blutwerte haben sich markant verbessert.
Ein kanadischer Professor wird im April kommen und eine
wissenschaftliche Studie darüber schreiben. An der
letzten grossen Aids Konferenz im August letzten Jahres
in Kanada wurde von jemandem erwähnt dass in Nairobi
diese Tabletten mit Erfolg Aids Patienten verabreicht
werden.
Für Eure Unterstützung und Euer Mittragen möchten wir
Euch ganz herzlich danken! Ihr ermöglicht uns, dass wir
die Arbeit unter den Kindern tun können! Mit
lieben Grüssen!
PS: Wir wissen, dass in der letzten Zeit
Briefe und Päckli oft nicht in unserem Postfach lagen.
Man hört immer wieder, dass Postarbeiter stehlen. Falls
Ihr E-mail habt, schreibt uns bitte via e-mail. Und wenn
Ihr was geschickt habt, und von uns keine Antwort
bekommen habt, so hat wahrscheinlich Eure Post nicht den
Weg in unser Postfach gefunden…
Rundbrief
Im
September
2006
Liebe Freunde!
Im Mai verbrachte ich zwei schöne,
erholsame Wochen mit Jonny in Norwegen. Danach sind wir
beide wieder nach Kenia gekommen und der Alltag holte
uns ganz schnell wieder ein.
Ein
Mädchen, nennen wir sie Atis, lebt mit ihrer Mutter,
und zwei Brüdern in Kayole, Nairobi. Sie ist die
Jüngste in der Familie. Der Vater starb in 2003 an
Aids. Kurz vor seinem Tod fand die Mutter heraus, dass
auch sie HIV+ ist. Die Familie lebte früher auf dem
Land, wo der Vater für die Ananas Plantage „Del Monte“
arbeitete. Sie führten ein gutes Leben, mit sicherem
Einkommen, doch der Vater vertrank alles Geld und sie
verloren ihr ganzes Hab und Gut und mussten nach
Nairobi kommen. Letztes Jahr wurden wir durch die
Oberlehrerin in der Kifaru Primarschule auf die
Familie aufmerksam gemacht und man bat uns Atis zu
helfen. Ihre zwei Brüder sind in der Sekundarschule.
Die Mutter hat grosse Mühe das Schulgeld aufzubringen
und weiss, dass sie mit ihrem Einkommen (sie ist
Schneiderin) niemals allen drei Kindern eine
Schulbildung ermöglichen kann. Atis besucht das letzte
Jahr der Primarschule und in sechs Wochen wird sie die
Abschlussprüfung absolvieren.
Die Mutter lebt positiv mit ihrer Krankheit, spricht
offen mit ihren Kindern darüber, hat mehrere Kurse
besucht und versucht nun ihr Wissen anderen Frauen
weiterzugeben. Sie hat auch unseren Müttern in Soweto
ihre Lebensgeschichte erzählt und sie über Aids
aufgeklärt. Leider werden wir immer mehr mit Leuten
konfrontiert, die auch an Aids erkrankt sind.
Mama Atis ist
bereit mit diesen Frauen für Tests zum Arzt zu gehen,
sie zu beraten und sich um sie zu kümmern.
Vor
einiger Zeit fand ich bei einer Untersuchung heraus,
dass ich ein Loch im Herzen habe. Das kam für mich sehr
überraschend, da ich ja immer sehr gesund gewesen bin.
Es wurde mir geraten, mich operieren zu lassen. In
Europa
ist diese Operation längst Routine und eine relative
kleine Sache, doch hier wird sie nur von Spezialisten,
die aus Europa kommen, durchgeführt. Normalerweise kommt
zweimal jährlich ein Team und führt während zwei Wochen
diese Herzoperationen durch. Schon zweimal wurde ich
aufgeboten, doch beide Male hatten sie nicht die
richtige Grösse des „Schirmes“ dabei, der eingesetzt
werden sollte. Im August kamen sie wieder und ich ging
zur Untersuchung. Dieses Mal hatten sie den richtigen
Schirm dabei und schon am nächsten Tag wurde ich
operiert. Der Schirm, den sie einsetzten, hatte einen
Durchmesser von 38mm… Am selben Abend konnte ich wieder
heim und nach wenigen Tagen war ich schon wieder fit.
Wir sind dankbar, dass die Operation ohne Komplikationen
verlaufen ist.
Die
erste Runde im Kampf um unser Land haben wir gewonnen.
Doch leider heisst das immer noch nicht, dass wir mit
dem Neubau anfangen können. Es werden noch weitere
Gerichtstermine folgen… Doch unser Vertrauen an die
Gerechtigkeit in Kenia, und daran, dass der Korruption
der Kampf angesagt ist, ist wieder etwas hergestellt!
News aus Soweto…
Im
Januar stellten wir eine neue Mitarbeiterin ein, - Maria
- eine Mutter von zwei Kindern. Letztes Jahr, als wir
dabei waren das Klubhaus zu bauen, kam sie vorbei und
fragte, ob sie bei unserer Arbeit mithelfen könne. Sie
arbeitete während sechs Monaten freiwillig mit und wir
sahen, dass sie mit ganzem Herzen dabei war. Wir
schickten sie im April in einen Kurs, wo sie
verschiedene Methoden lernte, um Kinder in der Vorschule
zu unterrichten. Sie macht ihre Arbeit sehr gut; Mütter
und Kinder haben schnell Vertrauen zu ihr gefasst. Immer
wieder haben wir freiwillige Helfer, die mehrere Monate
bei uns mitarbeiten.
Im
August hatten die Kinder vier Wochen Schulferien. Für
unsere Mitarbeiter in Soweto bedeutet das immer
Hochbetrieb, da über hundert Kinder tagtäglich im
Klubhaus ein- und ausgehen. Am Morgen wurde gelernt und
am Nachmittag fanden viele Aktivitäten statt. Kwame
machte mit den jüngsten Kindern verschiedene Spiele oder
ging mit ihnen spazieren. Julius sang mit einer Gruppe.
Maria bastelte mit einigen Kindern. Fred hatte eine
Gruppe die malte und zeichnete. Zwei junge Frauen
studierten mit interessierten Mädchen akrobatische
Kunststücke ein. Eine andere Gruppe lernte neue Tänze.
Andere wiederum häkelten, lernten wie man mit Perlen
Schmuck macht oder übten sich in der Hauswirtschaft .
Jetzt
wo das letzte Quartal des Jahres angefangen hat und alle
Kinder in der Schule sind, fanden wir wieder zehn Kinder
in Soweto, die nicht zur Schule gehen. Eigentlich wären
ja alle Eltern dazu verpflichtet ihre Kinder in die
Primarschule zu schicken, doch gleichwohl hat es immer
noch sehr viele Kinder, vor allem in den Slums, die
nicht zur Schule gehen.
Die zehn Kinder, die nicht zur Schule
gehen, kommen jeden morgen ins Klubhaus, wo mit ihnen
gerechnet, geschrieben, gelesen und gespielt wird. Sie
werden von unseren Mitarbeitern darauf vorbereitet im
Januar die Schule zu besuchen.
Immer wieder
ein ganz herzliches Merci für Eure Unterstützung und
Euer Mittragen!
Aus
Nairobi schicken wir Euch liebe Grüsse!
Marianne und Jonny
Rundbrief
Im
Februar
2006
Liebe Freunde!
Herzlichen Dank für alle Weihnachtspost, es freut uns
immer von „daheim“ zu hören. Auch die Kinder freuten
sich über die Karten, Briefe und Geschenke ihrer Paten.
Mit unserer Grossfamilie verbrachten wir schöne
Festtage. Am 26. Dezember gingen wir zusammen Baden -
für alle Kinder immer ein tolles Erlebnis.
In
den letzten Wochen war Kenia oft in den Medien. Nach
verlorenem Referendum im November, entliess der
Präsident alle Minister und nach zwei Wochen berief er
ein neues Kabinett. Jeden Tag hört man von neuen
Korruptionsfällen; die Finanz-, Bildungs- und
Energieminister wurden die neusten Opfer und gaben vor
kurzem ihren Rücktritt bekannt. Vor einigen Wochen
stürzte im Stadtzentrum von Nairobi ein Neubau ein und
begrub viele im Schutt. Dürre und Hungersnot plagen
weite Teile des Landes. Manche Gegenden haben in den
letzten zwei Jahren überhaupt keinen Regen bekommen. In
Nairobi wird das Wasser rationiert, an einigen Tagen
jede Woche bleiben die Wasserhahnen trocken. Wir müssen
sehr sparsam mit dem kostbaren Nass umgehen. In den
letzten Wochen sind die Preise von Gemüse um beinahe
100% gestiegen. Wir hoffen dass die kommende Regenzeit
genug Regen bringt.
Vor
fünf Jahren klopfte Judy an unser Tor und bat um Hilfe,
damit sie die Sekundarschule abschliessen konnte. Die
Mutter weigerte sich nämlich das Schulgeld weiterhin für
ihre Tochter zu bezahlen. Schliesslich hatte ihre
Tochter jetzt das Alter um zu heiraten, oder wenigstens
wäre es nun ihre Aufgabe die Mutter zu unterstützen,
indem sie irgendwo Hausmädchen wurde. Vorgängig musste
Judy auch nächtelang im Auftrag der Mutter daheim im
Wohnzimmer „Changaa“ - den selbstgebrauten Alkohol –
ausschenken und sich so ihren Unterhalt und ihr
Schulgeld verdienen. Wir beschlossen ihr Schulgeld zu
bezahlen und nach zwei Jahren schloss sie erfolgreich
die Sekundarschule ab. Wir verloren sie aus den Augen,
doch letztes Jahr trat sie wieder in unser Leben. Ihre
Mutter war in einem Diebstahl verwickelt und wurde zu
mehreren Monaten Gefängnis verurteilt. Judy, die Älteste
von vier Kindern, übernahm die Verantwortung für ihre
Geschwister. Doch da sie selber noch in Ausbildung war,
fehlten ihr die nötigen Mittel und wir wurden um Hilfe
gebeten. Nach Abschluss der Sekundarschule hatte sie in
einer Fabrik Arbeit gefunden und sparte jeden Schilling
für eine Ausbildung. Nachdem sie genug Geld zusammen
hatte, meldete sie sich für einen Kurs in der
Reisebranche an. Mit unserer Hilfe konnte sie nun im
November den Kurs abschliessen. Während der Ausbildung,
musste sie in einem Reisebüro ein Praktikum absolvieren.
Sie machte ihre Arbeit so gut, dass ihr nach der
Ausbildung eine feste Stelle versprochen wurde. Am Tag
nach bestandener Abschlussprüfung arbeitete sie im
Reisebüro als Angestellte. Was für ein Segen in einem
Land wo weit über 50% Arbeitslosigkeit herrscht!!!
Jetzt spart sie fleissig, damit sie bald ausziehen und
ihre eigene Wohnung mieten kann. Oft besucht sie uns und
erzählt uns von ihrer abwechslungsreichen Arbeit.
Vor
mehreren Jahren halfen wir auch einer anderen jungen
Frau die Sekundarschule abzuschliessen. Ihr Wunsch war
es nach dem Abschluss Krankenschwester zu lernen. Wir
fanden eine Stelle in einem Heim, wo sie ein Praktikum
absolvieren konnte. Doch nach ein paar Monaten wurde sie
schwanger, heiratete den Vater ihres Kindes und wir
verloren den Kontakt zu ihr. Letztes Jahr tauchte sie
plötzlich wieder auf und wir kamen ins Gespräch. Ihr
Mann arbeitet in Mombasa und als sie ihn besuchte, fand
sie heraus dass er dort eine andere Frau hatte. In der
letzten Zeit war er auch oft krank und sie vermutete,
dass er AIDS habe, sprach mit ihm aber nicht darüber.
Verständlicherweise hatte sie aber auch Angst, dass sie
sich angesteckt hatte.
Ein
Poster in einer Arztpraxis. (Mindestens zwei von zehn
schwangeren Frauen in Kenia sind HIV positiv.)
Nach langem Zureden war sie bereit sich testen zu
lassen. Eine
Welt brach für sie zusammen, als sie herausfand, dass
auch sie HIV positiv ist. Wir sprachen oft mit ihr und beschlossen,
dass wir ihr
eine Ausbildung im Gesundheitswesen ermöglichen, so dass
sie in den nächsten Jahren für den Unterhalt ihrer
Tochter aufkommen kann. Sie hat ein süsses vierjähriges
Mädchen. AIDS - ein Alptraum - ein Todesurteil mit dem
wir leider oft konfrontiert werden.
Im letzten Rundbrief erzählten wir
Euch, dass wir Opfer von Landdiebstahl geworden sind.
Unser Anwalt hat den Fall nun vor Gericht gebracht.
Die Verhandlung wurde schon zweimal verschoben, da zu
viele Fälle an diesen Tagen angemeldet waren. Der 21.
März wurde uns als nächster Verhandlungstermin
angegeben. Wir hoffen und beten, dass die Sache bald
gelöst werden kann.
News aus Soweto…
Freitag nach der Schule und am Samstag, nehmen einige
Jungs begeistert am Akrobatik Training teil. Einer der
Jungs ist sehr scheu, aber durch diese Beschäftigung hat
er viel an Selbstvertrauen gewonnen. Jetzt sind sie
gerade dabei, Kunststücke mit Feuer zu lernen.
Am 9. Januar fing das neue Schuljahr an, und aus Soweto
schicken wir neun Kinder neu in die Primarschule.
Alle sieben der Soweto Kinder schlossen im November die
Abschlussprüfung der Primarschule erfolgreich ab. Im
Januar suchten wir Sekundarschulen für sie und wir sind
dankbar, dass wir gute Schulen gefunden haben und sie
sich in ihren neuen Schulen gut eingelebt haben. Alex
hatte dieses Jahr das beste Resultat unserer Kinder. Ein
stiller Junge, der oft von seinem betrunkenen,
jähzornigen Vater grundlos verprügelt wurde...
Vor drei Wochen wendete sich in Soweto ein Junge an uns,
der auch im November die Primarschule abgeschlossen
hatte. Seine Mutter verstarb vor ein paar Jahren und
seitdem lebte er mit dem Vater und mit dessen dritten
Ehefrau in Soweto.
Der Vater lag nun schwerkrank im Spital.
Der Junge hatte in der Abschlussprüfung
Spitzenresultate. Seine Stiefmutter sagte ihm aber, dass
er den Besuch der Sekundarschule vergessen könne, da sie
in ihm eine billige Arbeitskraft sah. Sie brauchte
jemanden, der an ihrem Marktstand von morgens früh bis
spätabends arbeitete. Wir beschlossen in die Situation
einzugreifen und versprachen dem Jungen, dass wir ihm
den Sekundarschulbesuch ermöglichen würden. Am gleichen
Tag starb sein Vater im Spital. Seit ein paar Tagen
besucht er eine gute Sekundarschule.
Im Dezember war es wieder soweit und 50 Kinder aus
Soweto sowie 13 Kinder aus unserer Grossfamilie und 3
Mitarbeiter verbrachten fünf unbeschwerte Tage in einem
Lager. Ein unvergessliches Erlebnis, und alle Kinder
erzählen noch heute davon.
Vor einiger Zeit schrieben die
Kinder aus unserer Grossfamilie einen Aufsatz mit dem
Thema „Wie würde mein Leben aussehen, wenn ich nicht
hier wäre...“ Eines unserer Mädchen schrieb
folgendes: „Ich wäre auf der Strasse und niemand würde
sich um mich sorgen. Mein Essen käme von Abfallbergen
und mein Leben wäre fortwährend in Gefahr. Ich
erinnere mich an einen gewissen Tag, als ich bei einer
Frau angestellt war, die ein kleines Kind hatte. Meine
Aufgabe war es, auf dieses Kind aufzupassen, aber auch
abzuwaschen, Wasser zu holen, und vieles mehr. Die
Frau hatte einen unnützen Mann, der oft betrunken
heimkam. Eines Tages kam die Frau nicht wie gewohnt
früh heim. Der Mann war betrunken und wollte mit mir
zu Bett gehen. Noch bevor ich etwas erwidern konnte,
zerrte er mich an meinen Kleidern und schubste mich
zum Bett. Er versuchte meine Kleider vom Leib zu
reissen, doch ich wehrte mich bitterlich...
Vielen herzlichen Dank für Eure Unterstützung und Euer
Mittragen. Ihr ermöglicht unsere Arbeit hier in Kenia!
Mit
lieben Grüssen!
Marianneund Jonny
Rundbrief
Im
Oktober
2005
Liebe Freunde!
Langsam aber sicher geht dieses Jahr
schon dem Ende zu... Wir haben 15 Kinder, die in wenigen
Wochen die Abschlussprüfung der Primarschule
absolvieren. Acht weitere Schüler fangen gerade mit den
Abschluss-prüfungen der Sekundarschule an. Die Prüfungen
wurden dieses Jahr etwas vorgelegt, da am 21. November
in Kenia über eine neue Verfassung abgestimmt wird.
Diese Vorlage ist seit Wochen das vorherrschende
Gesprächsthema und die Auseinandersetzungen zwischen den
Befürwortern und den Gegnern werden immer heftiger.
Lost
and Found...
Vor drei Monaten fand eines unserer
Mädchen frühmorgens auf dem Schulweg einen kleinen
Jungen. Er sass verloren an einem Strassenrand und
weinte. Nach einiger Zeit fasste er Vertrauen und
begleitete sie zur Schule. Die Schule versuchte
vergeblich seine Mutter zu finden. In der Schweiz würden
wir so ein Kind auf den nächsten Polizeiposten bringen,
doch hier ist es nicht so einfach...
Die Polizei gibt das Kind wieder den
Leuten mit, die es auf den Posten gebracht haben, bis
Angehörige sich melden. Tagsüber spielte der Junge in
der Schule, aber nach Schulschluss wussten sie nicht
wohin mit ihm und sie schickten ihn mit Veronicah zu uns. Er war ziemlich verängstigt und
schmutzig. Doch die Kinder waren glücklich, dass
sie sich einem „Findelkind“ annehmen konnten. Ein Bad,
saubere Kleider und eine warme Mahlzeit taten dem Jungen
gut und er begann sich daheim zu fühlen. Wir alle versuchten möglichst viele Infos
rauszukriegen, damit wir seine Mutter finden können. Am
nächsten Morgen baten wir Florence, unsere
Sozialarbeiterin, sich um den Fall zu kümmern. In der
Umgebung, wo der Junge gefunden wurde, suchte sie nach
seiner Mutter. Nach einigen Stunden wurde sie fündig und
erfuhr die Geschichte des Kindes. Die Mutter kommt von
einem Nomadenstamm im Norden Kenias. Als sie Probleme
mit ihrem Mann hatte, kam sie auf der Suche nach einem
Job nach Nairobi. Aber wie so viele, endete auch sie mit
ihren zwei Kindern auf der Strasse. Als die Polizei eine
Razzia machte und Strassenfamilien aus dem Stadtzentrum
verbannte, liess sie sich mit ihren Kindern in unserer
Nähe nieder. Um zu überleben bettelte sie tagsüber mit
ihnen und in der Dunkelheit zogen sie sich unbemerkt auf
eine Baustelle zurück um zu schlafen. In der Dunkelheit
konnte Charles plötzlich seine Mutter nicht mehr finden,
und entfernte sich von der Unterkunft. Der Junge war
glücklich, als er wieder mit seiner Familie vereint
wurde. Die Mutter wollte mit ihren Kindern nicht in
Nairobi bleiben, da sie gesehen hatte, wie schwierig und
trostlos das Leben für sie hier war. Wir besorgten ihr
und den Kindern Busbillette und versorgten sie mit dem
Nötigsten: Sie wuschen sich bei uns, bekamen etwas
Warmes zu essen und wurden neu eingekleidet. Danach
brachten wir sie auf den Bus, der sie zurück in den
Norden brachte.
Am Abend bekamen wir
von einer Lehrerin der Primarschule, wo Charles
hingebracht wurde, folgendes SMS: „Ihr seid echte
Missionare. Gestern weinte ich als ich dieses
erbärmliche Kind sah. Dank euch war der Junge heute ein
Mensch, dessen Würde wiederhergestellt wurde.“
Krise --
Krise -- Krise --
Mitte August konnten
wir mit dem Aushub von unserem Zentrum beginnen. Doch
unsere Freude währte nicht lange... Andere Leute kamen
und behaupteten, dass das Land ihnen gehört. Nach
zahllosen Gängen zu verschiedenen Behörden, mussten
wir alle Arbeiten einstellen und unser Anwalt kümmert
sich um den Fall. Wir sind immer noch 100% überzeugt,
dass das Land uns gehört, und wir es rechtmässig
erworben haben. Wir haben auch alle Bewilligungen für
den Bau. Wie so viele Leute in Kenia, sind auch wir
Opfer von Landdiebstahl geworden.
Wir freuten uns mit
Kenia als vor knapp drei Jahren Wahlen stattfanden und
ein neuer Präsident an die Macht kam. Doch viel hat
sich seitdem nicht geändert; die Korruption regiert
immer noch... Die Leute, die behaupten, dass das Land
ihnen gehöre, haben Verbindungen zur Regierung...
Unser Anwalt ist zuversichtlich und kümmert sich gut
um die ganze Sache.
Betet doch mit uns,
dass diese Angelegenheit bald gelöst werden kann und
wir mit dem Aushub und Bau weiterfahren können.
Seit ein paar Tagen haben wir Zuwachs in
unserer Grossfamilie. Isaiah, ein Drittklässler, lebte
schon lange mit seinem Onkel in Soweto und wir schickten
ihn zur Schule. Doch der Onkel kümmerte sich wenig bis
gar nicht um den Jungen; bei den kleinsten Fehlern wurde
er immer wieder geschlagen. Wir versuchten mit dem Onkel
und Isaiah zu sprechen, doch es half nichts. Vor ein
paar Wochen rannte der Junge weg. Mitarbeiter und Kinder
suchten tagelang nach ihm und schliesslich wurde er
gefunden.
Er stand im Abwasser
und machte Schmutzarbeiten um ein paar Schillinge zu
verdienen, damit er sich eine Mahlzeit gönnen konnte.
Die Nächte verbrachte er im Hinterhof einer Bar. Wir
sprachen mit ihm und er wollte zurück in die Schule und
war froh, dass er zu uns kommen konnte. Er hat sich
erstaunlich schnell bei uns eingelebt und ist sehr
dankbar, dass er in unserer Familie aufgenommen
wurde. Es ist immer wieder schön zu sehen, wie schnell
sich Kinder durch Liebe, Geborgenheit und Sicherheit
verändern.
News aus Soweto…
× Fünf Jahre arbeiten wir nun schon im Soweto Slum. Es fing
mit nur einer Handvoll Kinder an, die eine unserer Mitarbeiterinnen auf einem
Abfallberg fand. Nach einiger Zeit schickten wir diese Kinder zur Schule und
mieteten ein einziges Zimmer in einer Holzhütte. Dort wurde den Kindern nach
Schulschluss bei den Aufgaben geholfen. Über die Jahre wuchs die Arbeit und
heute schicken wir 90 Kinder von Soweto in die Schule. Dieses Jahr konnten wir
mitten in Soweto Land kaufen und in den vergangenen Monaten ein eigenes
Klubhaus bauen. Es beinhaltet fünf Klassenzimmer, eine Halle für offizielle
Anlässe, je eine Toilette für Mädchen, Jungs und Erwachsene, sowie eine Dusche.
(Manche Kinder haben daheim keine Möglichkeit sich unter Ausschluss der
Öffentlichkeit zu waschen...) Den Anschluss für fliessendes Wasser sollten wir
in den nächsten Monaten kriegen. Das neue Klubhaus wird nicht so schnell zu
klein. Wenn es nötig wird, kann man das Dach von den Klassenzimmern abheben und
noch einen Stock draufbauen. Von weit her sieht man das blaue Dach und das
schöne weisse Tor. Eine Perle inmitten des Slums... Die Kinder sind sehr stolz,
dass sie dort sein können.
Am 24. September war es endlich
soweit... Mit einer fröhlichen und bunten Feier wurde
das neue Klubhaus offiziell eingeweiht. Die Kinder
sangen, tanzten und auch die Eltern machten mit. Unsere
Akrobaten zeigten ihre Künste. Vertreter vom
Sozialwesen, von den zwei Primarschulen, wo wir die
Kinder hinschicken, sowie Offizielle von unserem
Stadtteil waren anwesend und hielten verschiedene Reden.
Anschliessend gab es für alle ein Mittagessen und bei
Gesprächen sassen wir noch lange zusammen. Eine
Volontärin meinte folgendes: „Dieser Ort bietet den
Kindern Sicherheit und gibt ihnen eine Gelegenheit an
sich zu glauben und die Hoffnung, eine Chance in dieser
Welt zu kriegen.“
Falls Ihr einen Internetanschluss habt,
möchten wir Euch auf unsere Webpage verweisen. Dort
könnt Ihr Bilder vom neuen Klubhaus sowie von der
Eröffnungsfeier anschauen. (www.maishamema.org)
×
Obschon die kenianische Regierung den Besuch der Primarschule
obligatorisch gemacht hat und ihn auch finanziert, hat es viele Kinder, die
nicht in die Schule gehen. Für eine wirklich arme Familie ist es immer noch
sehr schwierig, Schuluniform, Bücher, Schreibzeug, Mittagessen und das Pult zu
finanzieren. Wir haben unsere Mitarbeiter gebeten in Soweto solche Kinder
ausfindig zu machen. Mühelos kamen zehn Kinder zusammen. Um sie auf die Schule
vorzubereiten, wird ihnen nun jeden Morgen im Klubhaus Lesen und Schreiben
beigebracht. Zu Beginn des neuen Schuljahres werden wir auch sie in eine
öffentliche Schule schicken.
×
Paul, einer unserer Vertreter in Norwegen und regelmässiger
Besucher, verbringt wieder ein paar Tage in Kenia. Bei seinem letzten Besuch
verteilte er unseren Kinder in Soweto „Einweg - Photoapparate“. Er gab ihnen
Anleitungen das Leben in Soweto zu photographieren. Viele eindrückliche Bilder
sind dabei entstanden. Gleichzeitig gab er denselben Auftrag an Schulklassen in
Norwegen. Nun ist er dabei ein Buch zu machen, das Kontraste (aus der Sicht von
Kindern) zwischen Norwegen und Soweto darstellt. Der Erlös des Buches, welches
nächstes Jahr rauskommt, wird unserer Arbeit zukommen.
All Eure Unterstützung und Euer Mittragen ermöglichen
erst unsere Arbeit hier in Kenia. Habt ganz herzlichen
Dank dafür!
Mit
lieben Grüssen!
Marianneund Jonny
Rundbrief
Im Mai
2005
Liebe Freunde!
Wie die Zeit vergeht… Es scheint, je
älter wir werden, desto schneller vergeht sie…. Schon
sechs Jahre lebe ich jetzt hier in Nairobi. Manche der
Kinder sind in dieser Zeit zu Erwachsenen geworden…
Sarah,
eine Waise, war in der sechsten Klasse, als sie im Jahr
1999 zu uns kam. Seit ein paar Monaten arbeitet sie als
Kosmetikerin. Letzten Monat ist sie ausgezogen. Sie
mietet ein Zimmer und lebt mit einer Cousine zusammen.
Doch oft ruft sie mich an und erzählt mir das Neuste.
Wir sind dankbar und stolz, dass Sie es geschafft hat,
auf eigenen Beinen zu stehen.
Odengo,
der Älteste unserer Grossfamilie, wurde vor gut drei
Jahren mit der Sekundarschule fertig. Er hatte gehofft,
dass er Krankenpfleger lernen kann. Trotz seinen guten
Noten wurden seine Bewerbungen immer wieder
zurückgewiesen. Er arbeitete aber in der
Zwischenzeit in der Arztpraxis eines Freundes. Dieser
war immer wieder voll Lob, da Odengo in kürzester Zeit
sehr viel Verantwortung übernahm. Doch wir fanden, dass
es nun an der Zeit sei, dass er sich weiter um seine
Ausbildung kümmert. Odengo beschloss anfangs Jahr nach
Uganda zu ziehen und dort nochmals zwei Jahre in die
Schule zu gehen. Wir hoffen, dass er am Ende
dieser Zeit sehr gute Noten hat, damit er direkt an der
Uni in Uganda Medizin studieren kann. Er hat das erste
Trimester abgeschlossen und kam „heim“ zu uns in die
Ferien. Alle freuten sich, dass ihr grosser Bruder
wieder da war. Als junger Knabe verlor Odengo seine
Eltern. Die Verwandten kümmerten sich kaum um ihn und
deshalb lebte er auch mehrere Jahre auf der Strasse.
Wenn man ihn heute sieht, ahnt man nicht, wie viel er in
seiner Vergangenheit erlebt hat. Auch er ist unser Stolz
und ein Vorbild für alle seine jüngeren Geschwister in
unserer Familie.
Diana
war in der siebten Klasse, als sie 1999 zu uns kam.
Letztes Jahr beendete sie die Sekundarschule. Ihre
Geschwister sind kaum je in die Schule gegangen. Vor
etwa vier Jahren hat sie einen Bruder verloren, der ein
Strassenjunge war; er nahm in einem Teich sein tägliches
Bad und ertrank dabei. Anfangs Jahr ist eine ihrer
Schwestern gestorben; bei einem Streit wurde sie
erstochen. Kein Wunder, dass die Familie grosse
Hoffnungen in Diana setzt. Wie ich schon im letzten
Rundbrief erwähnte, ist sie hilfsbereit und übernimmt
oft die Verantwortung in unserer Grossfamilie. Letzte
Woche begann sie nun im SOS Technikzentrum eine
zweijährige Ausbildung zur Köchin und Kellnerin.
Wir sagen den Kindern immer, dass wir
ihnen die Chance für eine bessere Zukunft bieten können,
doch ob sie sie schlussendlich packen, liegt einzig und
allein an ihnen. Leider müssen wir auch immer wieder
erfahren, dass nicht alle die Chance, die sie bekommen,
wahrnehmen. Gerade anfangs Jahr verliess uns wieder
einer der Jungs. Er hatte einen guten
Primarschulabschluss und wir fanden eine gute
Sekundarschule. Doch schon nach kürzester Zeit gab es in
der Schule Probleme und er wollte nicht mehr dorthin
zurück. Er greift zu Drogen und wir hören, dass er zu
einer der unzähligen Diebesbanden gehört.
Vor kurzem wurde ich gefragt, welche
Motivation ich für unsere Arbeit hätte, und ich
antwortete: „Jedes Kind sollte die Chance für eine
bessere Zukunft bekommen. Zu sehen wie ein Kind durch
Liebe und Geborgenheit verändert werden kann, ermutigt
mich und gibt mir Kraft weiterzufahren.“ Und im Markus
Evangelium steht (9.36 - 37): Jesus nahm ein kleines
Kind, stellte es in die Mitte und umarmte es. Dann sagte
er: „Wer ein solches Kind mir zuliebe aufnimmt, der
nimmt mich auf. Und wer mich aufnimmt, der nimmt damit
Gott selbst auf, weil Gott mich gesandt hat.“ Aber
es wird uns immer wieder bewusst, dass Eure finanzielle
Unterstützung es erst möglich macht, dass wir den
Kindern helfen können. Wir sind auch dankbar wenn Ihr an
uns denkt, uns hin und wieder schreibt und für uns
betet.
Im April besuchte Florence, unsere
Sozialarbeiterin, alle Mütter unserer Kinder in Soweto
und fand heraus, wie sie leben und wie sie ihr
tägliches Brot verdienen. Sie nimmt uns mit auf einen
Besuch zur Familie Njoroge. In diesem Haushalt
unterstützen wir vier Kinder:
Die Familie Njoroge lebt in zwei
kleinen Zimmern aus Wellblech, mit einem Erdboden. In
der Regenzeit wird der Boden nass und lehmig… Sie
bezahlen für beide Zimmer monatlich 10SFR. Eines der
Zimmer dient gleichzeitig als Wohn- und Schlafzimmer
für die zwei älteren Jungs. Njoroge, den Ältesten (18
jährig), schicken wir in eine Mechanikerlehre. Paul
ist vierzehnjährig und er geht in die siebte Klasse.
Das zweite Zimmer wird als Schlafzimmer der Eltern,
der zwei Mädchen (12 und 11 jährig; sie gehen in die
vierte Klasse) und des jüngsten Sohnes (7 jährig),
sowie als Küche benutzt. Die Mutter ist 36 jährig, der
Vater ist über 50 jährig. Der Vater arbeitet
gelegentlich auf Baustellen, doch es macht keinen
Unterschied ob er arbeitet oder nicht, da er nie einen
einzigen Schilling heimbringt. Er trinkt Chang’a, den
illegalen, billigen Alkohol und ist mehr oder
weniger immer betrunken.
Die Mutter kann weder lesen noch
schreiben, doch sie gibt ihr Bestes um für ihre
Familie zu sorgen. Sie wäscht entweder Kleider oder
sortiert zweimal wöchentlich grüne Bohnen, die für den
Export bestimmt sind. Die Bohnen werden vom
Landesinnern nach Nairobi gebracht. Sie werden in der
Nacht sortiert und am nächsten Tag nach Europa
transportiert. Je nach Saison verdient sie zwischen
3.50 – 6 SFR pro Nacht. Fürs Kleiderwaschen geht sie
von Tür zu Tür und fragt ob Familien schmutzige Wäsche
haben. Sie verdient je nach Wäscheberg zwischen 2 -
3.50 SFR pro Tag. Doch oft findet sie keine Arbeit,
kehrt müde und mit leeren Händen wieder heim.
Als Florence sie besuchte, redete
Mama Njoroge auch über ihre Probleme. Sie ist
verzweifelt, da sie wieder schwanger ist. Sie weiss
nicht, wann das Kind zur Welt kommen wird. Sie ist
noch zu keiner Voruntersuchung gegangen und sie plant,
dass das Kind daheim geboren wird, da sie kein Geld
hat um in ein Spital zu gehen.
Sie wollte wirklich kein weiteres
Kind. Sie nahm sogar eine zeitlang die Pille, doch ihr
Körper vertrug sie nicht. So ist sie auf die
monatlichen Spritzen umgestiegen, doch auch diese
vertrug sie nicht. So beschloss sie, natürlich zu
verhüten. Sie versuchte es ihrem Mann in einem
nüchternen Moment zu erklären. Doch da er ja meistens
betrunken ist und er der Meinung war, dass es sein
Recht sei, zu jeder Tages - oder Nachtzeit seine Frau
zu rufen - und sie keine Szene vor ihren Kindern
machen wollte, hat sie meistens nachgegeben. Manchmal
ist sie aber einfach aus dem Haus gerannt und erst
nach Stunden wieder zurückgekommen. Oft wurde sie auch
geschlagen von ihrem Mann, da sie nicht schnell genug
seinen Wünschen nachkam.
Die zwei älteren Jungs schämen sich
für ihren Vater und wissen, wie schwer es die Mutter
hat. Sie sehen auch, wie sie beschimpft und geschlagen
wird und wie sie alleine für die Familie sorgt. Die
zwei Jungs haben schon mehrmals angedroht, dass sie
ihren Vater am liebsten verhauen würden.
Kein Wunder, dass die Kinder am
liebsten jeden freien Moment im Klubhaus verbringen.
Dort können sie das Elend von daheim vergessen und
unbeschwert Kind sein.
Bei seinen Drinkkumpanen ist der
Ehemann respektiert, weil er seine Frau im Griff hat
und er alle seine Kinder in die Schule schickt. Doch
seine Frau schickt er tagtäglich durch die Hölle…
News aus
Soweto…
×
In den Ferien im April war das Klubhaus
immer voll. An gewissen Tagen mussten die Kinder sogar gestaffelt kommen.
Morgens gab es Schularbeit und nachmittags die verschiedensten Aktivitäten.
Mehrmals kamen Akrobaten, die mit einigen der Kinder trainierten. Auch in
traditionellen Tänzen wurden interessierte Kinder ausgebildet. Oft wurde
Fussball gespielt. Die Mädchen trainierten auch zweimal wöchentlich mit einer
jungen Fussballtrainerin (Patricia). Innert kürzester Zeit hat Patricia den
Zugang zu den Mädchen gefunden und sie motiviert. Wenn sie gegen die Jungs
spielen, haben die Mädchen sogar recht gute Chancen. Julius übte fleissig mit
seinem Chor, und sie gingen sogar in ein Studio um Lieder aufzunehmen.
×
Im April fanden wir in Soweto ein
passendes Stück Land und kauften es. Es hat die doppelte Grösse vom jetzigen
Klubhaus. In den nächsten Monaten werden wir dort unser eigenes Klubhaus bauen.
Unser Gebet ist es, dass das neue Klubhaus noch für viele Kinder ein
Zufluchtsort werden kann.
×
In der letzten Zeit haben wir wieder
vermehrt den Kontakt zu den Müttern gesucht. Viele der Mütter haben keine
Papiere (Geburtsurkunden, oder ID’s). Wir helfen ihnen jetzt bei dieser
administrativen Aufgabe, begleiten sie zu den Behörden und füllen die Papiere
aus. Auch laden wir einmal im Monat Gastreferenten ein, die über die
verschiedensten Themen sprechen. Die Frauen kommen und lernen etwas über ihre
Rechte, die Rechte der Kinder und finden Antworten auf Fragen in der Erziehung,
auf Aids und andere Themen, die sie interessieren. Da es nach dem Vortrag noch
eine Tasse Tee und etwas zu knabbern gibt, ist es auch ein Ansporn zu kommen.
Wir hoffen, dass wir Euch mit diesem Brief
wieder einen kleinen Einblick in unseren abwechslungsreichen Alltag gegeben
haben. Danke für Euer Mittragen und Euer Interesse!
Mit
lieben Grüssen!
Marianneund Jonny
Rundbrief
Im März 2005
Liebe Freunde!
Das
vergangene Jahr endete ziemlich turbulent für uns...
Anfangs Dezember erhielten wir beide am gleichen Tag
einen Anruf, dass es unseren Vätern nicht gut ginge.
Unverhofft mussten wir so kurzfristig Flüge nach Europa
buchen. Gleichzeitig gingen wir auf den Flughafen,
bestiegen aber verschiedene Flugzeuge. Innerhalb von
sieben Wochen verstarben beide Väter.
Während unserer Abwesenheit zog Florence Kibicho (unsere
Sozialarbeiterin) in unser Haus und übernahm die
Verantwortung. Wir sind dankbar für unsere Mitarbeiter,
die sich Tag ein, Tag aus treu für die Kinder einsetzen.
Oft haben wir Praktikanten bei uns. David, ein Student
aus Deutschland, lebte letztes Jahr 12 Wochen bei uns.
Wir alle schätzten seine Mitarbeit sehr. Er erzählt uns
von seinen Eindrücken und gibt uns einen Einblick in
seinen Alltag:
"Als
ich mein Praktikum in Kenia begann, wusste ich nicht
viel über dieses Land. Ich hatte zwar einiges in
Reiseführern und im Internet gelesen doch irgendwie
wusste ich, dass mir diese Informationen keine wirkliche
Einschätzung der Lage vor Ort erlaubten. Also bestieg
ich das Flugzeug, ohne zu wissen wohin meine Reise
eigentlich ging. In Nairobi kam ich mit reichlich
Verspätung an und musste dann auch noch feststellen,
dass ein Teil meines Gepäckes verloren gegangen war.
Marianne holte mich am Flughafen ab und wir fuhren mit
einem Taxi in ihr Haus. Es war nun gegen 11 Uhr abends
und wir mussten viele Polizeisperren passieren, ich
fühlte mich wie in einen schlechten Gangsterfilm
versetzt. Als wir dann endlich in Doonholm ankamen,
waren alle Kinder schon im Bett und ich lernte nur den
Wachmann kennen.
Am nächsten Tag zeigte mir Marianne die einzelnen Zimmer
und stellte mir die Hausmutter und den Hausvater vor.
Gegen Mittag ging ich mit einem der älteren Jungen in
die Außenwohngruppe wo wir über Drogen, Aids und
Deutschland sprachen. Als ich am Abend zurück gebracht
wurde, waren viele Kinder schon zurück aus der Schule
und das Haus hatte sich mit Leben gefüllt. Die Kinder
stellten sich alle vor, aber schon nach kurzer Zeit
hatte ich den Überblick verloren. Die teils exotischen
Namen bzw. Spitznamen verwirrten mich sehr und die
Unterscheidung der Kinder war schwierig, schließlich
waren sie alle schwarz... Nach kurzer Zeit legten die
jüngeren Kinder ihre anfängliche Scheu ab und begannen
mit mir zu spielen. Sie hingen an meinen Beinen, Armen,
Füßen und auf dem Rücken und betrachteten mich wohl als
perfekten Kletterbaum. So verging der Abend mit viel
Spaß und Spiel.
Am nächsten Morgen holte mich ein Mitarbeiter aus dem
Klubhaus ab und wir fuhren in die Stadt um Geld zu
tauschen und andere Erledigungen zu machen. Nairobi ist
eine laute und dreckige Stadt. Es herrscht permanenter
Stau und die Luft ist mit Abgasen verschmutzt. Alles
wirkt für einen Europäer sehr chaotisch und
undurchschaubar, doch nach einiger Zeit erkennt man in
all dem hektischen Treiben ein System und bekommt einen
gewissen Überblick.
Am Nachmittag fuhren wir dann nach Soweto ins Klubhaus,
wo nach der Schule, in den Ferien und am Wochenende die
Kinder betreut werden. Soweto wirkte sehr trist und
irgendwie hatte ich das Gefühl die Menschen hier warten
nur auf den Tod. Im Klubhaus herrschte eine andere
Stimmung. Die Kinder waren ausgelassen und spielten.
Schon nach kurzer Zeit war das Eis gebrochen und mir
fiel auf, dass auch hier die Kinder den Körperkontakt
suchten. Meine weiße Haut und die Behaarung an Armen und
Beinen wurde des öfteren ausgiebig untersucht. Mit der
Zeit lernte ich die einzelnen Kinder zu unterscheiden
und konnte mich auf die Besonderheiten des Einzelnen
einstellen. Im Klubhaus begann ich dann bei den
Hausaufgaben zu helfen und einige Stunden Unterricht zu
geben. Hierbei fiel mir auf, dass die Kinder große
Probleme im Textverständnis von Aufgaben und beim
logischen Denken hatten. Bei einer späteren Hospitation
in einer Schule erkannte ich die Ursache für diese
Probleme. In den großen Klassen wird auf pures
Auswendiglernen gesetzt und so das Denken des Einzelnen
verhindert. Aufgaben werden meist im Chor beantwortet
und die Defizite der Schwächeren bleiben dem Lehrer
verborgen.
Im Klubhaus wird versucht, sich Zeit für jeden Einzelnen
zu nehmen und ihm die Zeit zu geben, die er braucht.
Neben dem Lernen bleibt aber auch Zeit zum Spielen und
Kind sein. Für die Kinder ist das Klubhaus der einzige
Platz an dem sie wirklich Kind sein können.
Die Freude darüber sieht man, wenn man in die Augen der
Kinder schaut und dort ein Leuchten entdeckt, welches
sich nicht beschreiben lässt. Dieses Leuchten macht das
Klubhaus zu einem Ort des Glücks in Mitten des Elends.
Es ist wie ein Licht im Dunkeln, das einem den Weg
zeigt. Für die Kinder ist der Schulbesuch und das
vermittelte Wissen eine Chance aus dem Elend zu
entkommen und eine Zukunft zu haben. Sie haben nur die
eine Chance und sie haben Glück diese zu bekommen. Viele
andere warten vergebens darauf und werden nie die
Möglichkeit haben sich Bildung anzueignen und damit den
Weg aus der Armut zu finden.
Neben der Arbeit mit den Kindern gibt es auch eine
gewisse Fürsorge für die Familien. Es werden Hausbesuche
gemacht, um festzustellen wie die Lebenssituation in den
einzelnen Familien ist. Dabei geht es um die finanzielle
Lage und den gesundheitlichen Zustand der einzelnen
Familienmitglieder. Hierbei werden in bestimmten Fällen
auch die Kosten für die Behandlung der
Familienmitglieder übernommen.
Das größte Problem in den Slums, aber auch auf dem Land,
ist der Alkoholismus. Es gibt unzählige illegale
Brauereien und Brennereien in denen einfachster Alkohol
produziert wird. Dieser wir oft noch mit Chemikalien
vermischt um die Wirkung zu beschleunigen und den Preis
zu senken. Die mangelnde Qualität dieser Getränke führt
häufig zu Todesfällen oder zumindest zu beträchtlichen
gesundheitlichen Schädigungen. Durch den
Alkoholmissbrauch kommt es oft auch zu sexuellen
Kontakten, die dann häufig zur Infektion mit AIDS
führen.
AIDS ist für die kenianische Bevölkerung wie ein
unsichtbarer Dämon, der über ihr schwebt. Gut 10% der
Bevölkerung sind HIV positiv. Nach der Infektion beträgt
die Lebenserwartung noch 3-4 Jahre bevor die Person
stirbt. Obwohl die Ursache für den Tod bekannt ist,
wird sie oft verschwiegen und es wird gesagt die Person
sei an TBC oder Malaria verstorben.
Ich habe verschiedene Menschen mit AIDS getroffen und
ihr Umgang damit war auch sehr verschieden. Die einen
verschwiegen es, während andere sich organisierten und
versuchten sich gegenseitig zu helfen bzw. andere über
die Krankheit aufzuklären. Ich lernte einen Mann im
Endstadium kennen, der sich bewusst auf den Tod und das
Treffen mit Gott vorbereitete. Überhaupt ist der Glaube
sehr wichtig und obwohl es viele verschiedene Formen des
christlichen Glaubens gibt, so glauben doch alle an
Gott. Dies merkt man daran, dass es sehr viele Kirchen
gibt und diese auch zu jedem Gottesdienst voll sind. Der
Glaube an Gott hilft den Menschen ihr Leben zu meistern
und den Mitarbeitern von Maisha Mema gibt er die Kraft
ihre Arbeit fortzusetzen, welche vielen Menschen Mut und
Hoffnung gibt. Es ist zwar nur ein Tropfen auf den
heißen Stein, der nur das Leid einiger weniger ändern
kann, doch für jeden Einzelnen lohnt sich diese Arbeit.
Die Zeit in Afrika war für mich sehr lehr- und
erfahrungsreich. Es war nicht immer einfach und so
manches ist mir ein Rätsel geblieben. Doch vieles habe
ich entdeckt, was mir sonst wohl ewig verborgen
geblieben wäre. Es ist gut diese Arbeit gemacht zu haben
und den Menschen Momente des Glücks geschenkt zu haben".
×
Im Dezember veranstalteten Paul und Ken, zwei Besucher
aus Norwegen, für fünfzig unserer Kinder aus Soweto ein
viertägiges Camp in Machakos, einer Stadt, die etwa eine
Autostunde von Nairobi entfernt ist. Sie übernachteten
in einer Schule und es hatte dort sogar ein Schwimmbad,
das rege von den Kindern benutzt wurde. Vier Tage lang
immer einen vollen Teller zu haben, wurde auch von allen
sehr geschätzt. Mit Sport und Spiel verflog die Zeit für
die Kinder nur all zu schnell, aber sie wird unvergessen
bleiben.
×
Letzten Samstag war ein besonderer Anlass im Klubhaus in
Soweto. Paul gelang es, eine für Kenia, ganz bekannte
Musikgruppe (Kayama Afrika) einzuladen. Sie erklärten
sich bereit gratis für unsere Kinder zu singen. Das
Klubhaus platzte fast aus allen Nähten, auch viele
Mütter wollten sich die Show nicht entgehen lassen.
Schon beim ersten Lied tanzten die Kinder begeistert
mit. Es war schön die Mütter einmal von einer anderen
Seite kennen zu lernen, auch sie machten ausgelassen und
unbeschwert mit.
×
Diana, eine der Ältesten in unserer Grossfamilie wurde
im November mit der Sekundarschule fertig. Während sie
auf die Resultate wartet, die in den nächsten Tagen
veröffentlicht werden, besucht sie einen Computerkurs.
Wann immer Hellen, unsere Hausmutter, frei hat, kümmert
sich Diana um den Haushalt. Sie ist sehr
verantwortungsbewusst, fleissig und ein gutes Vorbild
für die Kinder.
×
Sechs Schüler hatten im November ihre
Primarschulabschlussprüfung. Alle bestanden die Prüfung
und wir sind froh, dass wir gute Sekundarschulen fanden.
Letztes Wochenende hatten sie das erste Mal frei und
kamen aus den Internaten zurück. Begeistert erzählten
sie von ihren neuen Schulen.
Julius, einer unserer Mitarbeiter in Soweto, schrieb uns
kürzlich ein sms, das uns sehr ermutigt hat: „For all
you do, who can repay you, but God.
The many hugs you give the children; Jonny and you might
be the only teddybear they have ever known. Thanks for
keeping a smile on the faces of those kids. May God keep
one on your face too.“
„Für alles das Ihr tut, wer kann Euch bezahlen, ausser
Gott. Die vielen Liebkosungen, die Jonny und Du den
Kindern gebt, vielleicht seid Ihr die einzigen
Teddybären, die die Kinder je hatten.
Danke, dass Ihr ein Lächeln auf die Gesichter dieser Kinder zaubert. Möge Gott
auch eines auf Eure Gesichter zaubern.“
Durch Eure Gebete, und Eure finanzielle Unterstützung
macht Ihr es erst möglich, dass wir die Kinder hier
erreichen können. HERZLICHEN DANK!