Schon lange habt Ihr
nichts von uns gehört. Deshalb wollen wir Euch mit
diesem Brief auch wieder auf den neusten Stand bringen.
Es war schön viele von Euch zu sehen, als ich in der
Schweiz war und ich habe die Ferien in Norwegen und in
der Schweiz genossen.
Jonny ist gerade
wieder in Norwegen. Er ist am Arrangieren eines
Benefizkonzertes, das in einem Jahr stattfinden wird.
Ein bekannter norwegischer, christlicher Sänger hat sich
bereit erklärt in Stavanger gratis an einem Konzert
aufzutreten. Der Reinerlös wird unserem Bauprojekt
zugute kommen.
Unsere
amerikanischen Freunde (Ric und Jane Taylor) haben
Jonny auf Oktober für drei Wochen in die Staaten
eingeladen. Er hat dort die Möglichkeit in mehreren
Kirchen unsere Arbeit vorzustellen. Anfangs November
kommen Taylors auch wieder nach Kenia. Ric wird dann
unser Bauprojekt übersehen. Die Baupläne für die erste
Phase sind seit gut einem Monat bei der Stadtverwaltung
und wir warten nun auf die Baubewilligung. Die
Bewilligung für den Brunnen haben wir bekommen. Dies ist
nötig, denn seit langem haben wir drei Tage pro Woche
kein Wasser…
News aus Soweto…
► Achtzig
Kinder aus Soweto schicken wir in die Schule;
nachmittags, samstags und in den Ferien trifft man diese
Kinder im „Clubhouse“ an. Inmitten von Soweto mieten wir
einen einfachen Holzbau mit Blechdach, der fünf Zimmer
und eine Toilette hat. In den letzten fünf Jahren ist
das Clubhouse ein Zufluchtsort für die Kinder geworden.
Ein Ort, wo sie jeden Tag für ein paar Stunden Kinder
sein dürfen, wo sie ungestört ihre Hausaufgaben machen
können, ihren Interessen nachgehen dürfen (zeichnen,
basteln, singen, tanzen, Fussball spielen) und wo immer
jemand ein offenes Ohr für ihre Probleme und Nöte hat.
Doch langsam aber sicher platzt das Clubhouse aus allen
Nähten. Wir möchten nun ein Stück Land in Soweto kaufen
und unser eigenes Clubhouse bauen.
► Vor ein
paar Wochen sprach ich mit der leitenden Schwester der
Arztpraxis in Soweto, wo wir auch unsere kranken Kinder
hinbringen. Seit einiger Zeit kann die Praxis nun auch
den Aidstest durchführen. Von all den Leuten, die für
den Aidstest in die Praxis kommen sind ein Viertel HIV
positiv! Leider wissen wir nun auch von mehreren Mütter
unserer Kinder in Soweto, dass sie den Killervirus
haben. Erschreckende Zahlen und Statistiken! Manchmal
fühlen wir uns so hilflos!
►
Einige der Mütter
unserer Kinder in Soweto gingen nie zur Schule. Etwa
vor ein paar Monaten fragte Kwame, einer unserer
Mitarbeiter, die Mütter ob sie auch Lesen und Schreiben
lernen möchten. Fünf Mütter kommen nun dreimal
wöchentlich ins Clubhouse und sie pauken zusammen das
ABC. Es ist schön zu sehen, dass diese Mütter, die nie
die Möglichkeit hatten eine Schule zu besuchen, nun das
Interesse haben Lesen und Schreiben zu lernen.
►
Alle Schulkinder bekamen Anfangs August ein Zeugnis. Wir
beschlossen, dass wir von nun an gute Leistungen,
positive Fortschritte und saubere Uniformen belohnen. In
diesen Ferien hatten wir den ersten „Prize - Giving
day“. Die Kinder sangen, es gab ein paar Reden, die
Kinder erhielten Preise und zum Schluss gab es eine
Erfrischung für alle. Sogar viele Mütter kamen und waren
stolz auf ihre Kinder. Wir hoffen, dass wir die Kinder
durch die Preise ermutigen können und dass sie sich in
Zukunft noch mehr anstrengen. Denn der einzige Weg hier
in Kenia für eine bessere Zukunft führt über gute
Schulbildung.
Im Juli kam ein Team mit dreissig jungen Amerikanern für
einen Missionseinsatz nach Kenia. Ein paar Tage kamen
sie nach Soweto und verbrachten Zeit mit unseren Kinder.
Wenn man zum ersten Mal in einem Slum ist, bekommt man
Eindrücke, die man nicht so schnell wieder vergisst.
Eine junge Amerikanerin meinte:
„Die Kinder in Soweto
erstaunten mich. Ich war so beeindruckt von ihrer
Bereitschaft das Wenige, das sie haben, zu teilen. Ich
realisierte wie viel wir in Amerika einfach als
selbstverständlich voraussetzen. Ich denke an all die
Zeiten, wo ich mich über Kleinigkeiten beklage und dann
realisiere ich, dass diese Kinder nichts haben und sich
gleichwohl nicht beklagen. Sie sind so zufrieden mit dem
Wenigen, das sie haben und sie sind immer so freundlich
und aufgestellt. Es ist einfach zu sehen, welchen
Eindruck das Clubhouse an den Kindern hinterlässt. Es
ist ein grossartiger Ort, wo die Kinder Liebe erfahren
und positiv beeinflusst werden.“
News von unserer Grossfamilie in Doonholm
►
Kim, der Hausvater
arbeitete vier Jahre bei uns, doch im Februar kündigte
er, da er eine neue berufliche Herausforderung suchte.
Seit März haben wir nun einen neuen Hausvater
(Marshall). Er ist Wittwer mit zwei kleinen Kindern. An
seinen freien Tagen ist er immer bei seinen Kindern, die
bei Verwandten leben, anzutreffen. Er hat sich schnell
bei uns eingelebt und macht seine Arbeit gut.
Überhaupt sind wir
dankbar um all unsere Mitarbeiter. Sie kümmern sich
liebevoll um die Kinder und wir haben auch ein gutes und
freundschaftliches Verhältnis mit ihnen.
►
Sharon Khasandi lebt
seit bald 3 Jahren in unserer Grossfamilie. Ihre Mutter
starb vor gut drei Jahren und ihr Vater lebt noch in
Soweto. Obschon er nicht weit weg von uns lebt, besucht
er sie sehr selten; dieses Jahr kam er erst einmal für
ein paar Minuten an einem Sonntag auf Besuch. Sharon,
sieben jährig, geht nun in die erste Klasse. Sie geht
gerne zur Schule und hat Freude am Lernen. Vor kurzem
schrieb sie uns folgenden Brief:
Liebe
Marianne und lieber Jonny,
Ich
wünsche meiner Mutter Marianne und meinem Vater Jonny
einen schönen Tag. Ich liebe Dich Marianne und ich
liebe Dich Jonny.
Ich
wünsche mir, dass mein Vater ein guter Vater ist und
ich hoffe dass er nicht mehr trinkt, so dass er nicht
stirbt.
Von Sharon K.
Manche von Euch haben schon gehört,
wie ich erzählte habe, dass ein Menschenleben in Kenia nicht viel wert sei…
Folgender Bericht macht das wieder
einmal so richtig deutlich und ist tragischerweise kein Einzelfall, denn
praktisch tagtäglich kann man solche Geschichten hier in den Zeitungen lesen.
Romo war einer der Jungs, den wir am Anfang in unsere Grossfamilie aufnahmen.
Als er 1999 zu uns kam, schickten wir ihn in die achte Klasse. Schon als ganz
kleiner Junge lebte er auf der Strasse. 1994 kam er in ein Kinderheim und wurde
in die Schule geschickt. Als sich 1998 der Direktor dieses Heims mit dem Geld
davon machte, landete Romo für kurze Zeit wieder auf der Strasse. Dann kam er
zu uns. Sein Vater starb 1998 und seit seinem Tod hat die Mutter psychische
Probleme, lebt auf dem Land und kann sich in keiner Weise um ihre fünf Kinder
kümmern.
Kennedy(links
mit Marianne), der
Jüngste (12 jährig) lebt auch schon lange in unserer
Grossfamilie.
Romo schloss
die Primarschule mit einer guten Prüfung ab, und wir
fanden eine gute Sekundarschule für ihn. Sein Wunsch war
es einmal Ingenieur zu werden.
Doch nach einem Jahr
Sekundarschule wurden die Noten immer schlechter. Er
verschwand auch oft und blieb mehrere Tage weg. Kleider,
Bücher und anderes wurde auch mehrmals im Haus vermisst
und alles deutete daraufhin, dass Romo der Dieb war.
Immer wieder sprachen wir mit ihm, gingen mit ihm in die
Schule, lösten die Probleme und gaben ihm eine neue
Chance. Im dritten Jahr der Sekundarschule waren seine
Noten so schlecht, dass er nicht mehr in der Klasse
bleiben konnte. Wegen seinem Alter (er war der Älteste
in seiner Klasse) wollte er die Klasse nicht wiederholen
und so mussten wir ihn aus der Schule nehmen. Gemeinsam
versuchten wir eine andere Lösung für seine Zukunft zu
finden. Doch am Weihnachtsmorgen 2002 ging er aus dem
Haus und kam abends nicht zurück. Niemand wusste
wohin er gegangen war.
Beim Durchsuchen des
Zimmers fanden wir heraus, dass all seine Habseligkeiten
auch weg waren. Nach einiger Zeit hörten wir, dass er
sich in einem Slum in unserer Nähe niedergelassen hatte.
Leider hörten wir auch andere Geschichten… Er sei
kriminell geworden, sei oft in Schlägereien verwickelt,
konsumiere
Chang’a (verbotenen, billigen, aber hochprozentigen
Alkohol) in rauen Mengen und auch Haschisch und andere
Drogen.
Nach einiger Zeit fand ihn die Polizei, nahm ihn fest
und er verbrachte zwei Monate in einem Gefängnis.
Nachdem er wieder frei war, kam er uns mehrmals besuchen
und wir versuchten ihm zu helfen. Er fand auch
Gelegenheitsarbeiten, und konnte so für sich sorgen. Im
März dieses Jahres kam er zu uns und bat uns, ihm eine
letzte Chance zu geben. Er wisse jetzt, dass er viele
Fehler gemacht hätte, und er einen Neuanfang machen
möchte. Er wolle eine Lehre absolvieren. (Lehrstellen
wie in der Schweiz gibt es hier nicht. Aber es gibt
Berufsschulen, die man bezahlt, wo Praktisches und
Theorie gelehrt wird.) Eine Schule, wo er Mechaniker
lernen konnte, wurde gefunden. Er wurde dort aufgenommen
und er ging freudig hin.
Wir gaben ihm auch
wöchentlich für seine Mahlzeiten Geld und samstags kam
er nach Soweto um den Fussballteams zu helfen, denn Romo
war auch ein begeisterter Fussballspieler. Vier Monate
ging alles gut, er fehlte kaum und wir freuten uns über
die positiven Berichte aus der Schule. Doch Ende Juli
begann er die Schule zu schwänzen. Wieder versuchten wir
mit ihm zu sprechen und zu helfen. Wir hatten auch den
Verdacht, dass er wieder Drogen nahm. Vor ein paar Tagen
kamen früh morgens Strassenjungs zu unserem Haus mit der
Nachricht, dass Romo tot sei. Wir schickten jemanden mit
ihnen um herauszufinden was passiert war. Ein paar
Stunden später wurde uns folgendes erzählt:
Romo gehörte zu einer
Diebesbande, die vor allem frühmorgens Frauen
terrorisierte und ausraubte. Auch an diesem Morgen
hatten sie zu dritt eine Frau, die auf dem Weg zum Markt
war, mit einem langen Messer bedroht und ihr Geld
gestohlen. Als die Jungs mit ihrer Beute weg gingen,
schrie die Frau „Mwizi“ (Dieb) und Leute kamen angerannt
und verfolgten die Jungs. Eine heisse Verfolgungsjagd
fand statt und schliesslich wurde einer der Jungs
gefasst. Für Diebe, die von einer zornigen Menschenmenge
gefasst werden, bedeutet dies das Todesurteil. Es wird
nicht auf die Polizei gewartet, die Person wird von der
wütenden Menge verurteilt und hingerichtet. Das Volk
traut der Polizei nicht mehr, denn Schuldige können die
Polizei bestechen und sind nach kurzer Zeit wieder auf
freiem Fuss. Doch oft werden so auch zu unrecht
verdächtigte Leute verurteilt und umgebracht. Der
Jüngling wollte nicht alleine sterben und verpfiff einen
seiner Komplizen, der nicht weit weg im hohen Grass
versteckt war. Dies war Romo, und als die Menge ihn zu
fassen versuchte, wehrte er sich wie wild mit seinem
langen Messer und verletzte mehrere Menschen. Als sie
ihn schliesslich packten, wurde er mit seinem eigenen
Messer hingerichtet und anschliessend wurden die zwei
jungen Männer angezündet. Als die Polizei kam, konnten
sie nichts mehr machen, denn die zwei waren komplett
verbrannt. Die Diebesbeute an diesem Morgen war 500KSH
(ungefähr soviel wie 8SFR)…
Der Schock war für
uns alle gross, als wir diese Geschichte erfuhren.
Natürlich waren wir auch enttäuscht. Wir hoffen nun
einfach, dass die anderen Jungs von diesem tragischen
Zwischenfall lernen und die Chance, die sie bekommen,
wahrnehmen.
In der Schweiz gibt
es seit dem Jahr 2000 den Verein „Masemi Schweiz“, und
wir möchten ihn gerne kurz vorstellen:
Hauptaufgabe des
Vereins ist es, den „Maisha Mema Child Sponsorship
Program“
sowohl finanziell, materiell als auch organisatorisch
zu unterstützen. Ziel ist es Maisha Mema Child
Sponsorship Program in der Schweiz bekannt zu machen, Spender zu
akquirieren und Patenschaften zu vermitteln.
Mitgliedschaft
Mitglieder von
Masemi Schweiz sind Einzelpersonen und Organisationen.
Die Mitgliedschaft erfolgt mit einer schriftlichen
Beitrittserklärung. Der Mitglieder-beitrag für
Einzelpersonen pro Jahr beträgt Fr. 10. -- (ab 2005:
Fr. 20.--) und für Organisationen Fr. 100.--.
Vorstand
Dieser besteht ab
01.09.2004 aus folgenden Personen:
Wenn jemand nach
Nairobi reist, kann allenfalls ein Kontingent an
Übergepäck bei der Fluggesellschaft beantragt werden,
um Medikamente, Kleider, Schuhe, Schulbücher,
Sportkleidung, Bälle, etc. kostenlos nach Nairobi zu
transportieren. Bitte unbedingt mit Matthias Tödtli
(071/414 50 83 oder matthias.toedtli@surprise-reisen.ch)
in Kontakt treten.
Sekretariat
Am Dändlikerweg 53,
3014 Bern wird das Sekretariat von Isabel Jordi-Ertler
geführt. Dieses gibt gerne Auskunft für alle
anfallenden Fragen (031/333 55 93 oder imjordi@datacomm.ch)
und nimmt auch gerne Anfragen zur
Mitarbeit/Unterstützung des Vereins entgegen.
Kontoverbindung
MASEMI Schweiz
3014 Bern
PC-Konto
30-168657-6
Liebe Freunde, wir sind dankbar, wenn Ihr an uns, an die
Kinder, an unsere Mitarbeiter und an unsere Pläne in
Euren Gebeten denkt! Wir danken auch ganz herzlich für
all Eure Unterstützung.
Mädchen in Soweto
Mit
lieben Grüssen!
Marianneund Jonny
Rundbrief
Januar 2004
Liebe Freunde!
Schon wieder sind drei Monate vergangen
seit dem letzten Rundbrief. Herzlichen Dank an alle, die
uns geschrieben haben und an alle, die uns und unsere
Arbeit unterstützen. Anfangs Januar fing ein neues
Schuljahr an - vieles musste vorbereitet und eingekauft
werden. Nun sind wir froh, dass es tagsüber etwas
ruhiger ist, da die meisten Kinder in der Schule sind.
Sogar die kleine Sharon geht nun zur Schule (in die
„Baby-Klasse“).
Miss Kenia mit Tete (die gerade mit der 8. Klasse
fertig wurde)
Im
Dezember besuchten mehrere Kinder aus unserer
Grossfamilie Verwandte. Sie waren aber alle vor
Weihnachten wieder zurück, denn dieses Jahr gab es eine
besondere Weihnachtsüberraschung. Unsere Kirche (Nairobi
Chapel) unterstützt jedes Jahr an Weihnachten ein
Kinderheim. Dieses Jahr waren wir an der Reihe. So
besuchten uns am Sonntag, 21. Dezember, über 50 Leute
von Nairobi Chapel, und wir verbrachten zusammen einen
unvergesslichen Nachmittag. Unsere Kinder sangen und
tanzten für die Besucher. Danach gab es ein Zvieri und
eine Bescherung für unsere Kinder. Wie sich alle freuten
über die Geschenke, die sie bekamen! Der Höhepunkt
mancher Kinder war, dass Nairobi Chapel die amtierende
„Miss Kenia“ eingeladen hatte. Eine Schönheitskönigin
live zu sehen und sogar mit ihr zu sprechen, das war
ganz speziell! Natürlich wollte jedes Kind ein Photo
zusammen mit Miss Kenia.
Fernsehreporter zeichneten die
Veranstaltung auf, und zwei Tage später sahen wir einen
15 Sekunden Ausschnitt in den Nachrichten.
Leben in Soweto…
Ob man
einenTag in Soweto verbringt oder in einem der
anderen unzähligen Slums von Nairobi, das macht
eigentlich keinen Unterschied. Erschreckende Armut,
erbärmliche Wohnverhältnisse, blockierte
Abwassersysteme, meterhohe Abfallberge und
Massenarbeitslosigkeit. Die Bewohner haben meistens
keine Ausbildung, die meisten können kaum lesen und
das Schreiben beschränkt sich oft auf den eigenen
Namen. Die Ernährer in der Familie (leider fast immer
die Mutter) müssen sich meistens mit
Gelegenheitsarbeiten durchschlagen. Die Mehrzahl der
Mütter, deren Kinder wir in die Schule schicken, ist
alleinerziehend. Durchschnittlich hat eine Frau in
einem Slum sechs Kinder, und oft haben die Kinder
verschiedene Väter. Ein Vater (oder Onkel, wie er in
den meisten Fällen genannt wird…) wohnt manchmal nur
ein paar Monate bei ihnen. Die Sorge für die Familie
tragen somit die meisten Mütter alleine. Die Arbeiten
(um Geld zu verdienen) sind hart: Wasser zu Baustellen
schleppen; Essen für Bauarbeiter kochen; im
Industrieviertel während einer 10 Stunden Schicht
irgendwelche Fliessbandarbeit machen; Wäsche waschen
und Putzen; Feld – und Gartenarbeit verrichten;
Kehrrichtberge durchkämmen und Wiederverwertbares
verkaufen oder mit irgendetwas (Gemüse, Früchte,
Paraffin, Holzkohle, Altkleider,...) handeln. Nicht
selten kommt es vor, dass die Ernährer ein bis zwei
Wochen keine Arbeit finden. Dies hat natürlich
traurige Konsequenzen für die ganze Familie… Die
Erwachsenen sind gereizt. Oft gibt es Streit und
Schlägereien. Der unerlaubte, billige und nicht
ungefährliche Alkohol wird in rauen Mengen konsumiert,
doch es kommt kein Essen auf den Tisch, so dass manche
Kinder weglaufen und versuchen sich alleine
durchzuschlagen.
Ein
Taglöhner verdient im Schnitt 150KSH (das sind weniger
als 3SFR!). Ein Zimmer in Soweto kostet pro Monat
300KSH (ein armseliges Zimmer, wo es während der
Regenzeit reinregnet und der Boden nur aus gestampfter
Erde ist) bis 1000KSH (in einem Steinhaus mit
betoniertem Boden). Dann könnte man noch billigere
Zimmer mieten (200KSH), aber die sind dann ohne
Toilette (da muss man dann ganz kreativ sein…). Oft
lebt und schläft die ganze Familie in einem Zimmer.
Bett gibt es meistens eines, dort schläft die Mutter
mit den jüngsten Kindern. Die anderen schlafen
verstreut am Boden auf einer Matratze. Nachdem die
Jungs (ca. 16 jährig) beschnitten sind, ist es für sie
tabu im gleichen Zimmer wie ihre Mütter zu
übernachten.
Nebst
der Miete braucht man täglich Wasser. In Soweto gibt
es öffentliche Wasserhähnen, wo man mit eigenen
Plastikcontainern Wasser holt. 20 Liter kosten
ungefähr 5KSH. Praktisch alle Leute in Soweto haben
keinen Strom. Sie behelfen sich mit Paraffinlampen und
kochen meistens auch mit Paraffin. Ein halber Liter
Paraffin kostet 20KSH. Je nach Grösse der Familie und
wie viel man kocht, reicht dies für zwei bis drei
Tage. Dann muss noch für das Abendessen eingekauft
werden (Grundnahrung: Grünes Blattgemüse und Maismehl
70KSH). Das Frühstück besteht oft aus den Resten vom
Vorabend mit ungesüsstem Schwarztee. Ein halber Liter
Milch (25KSH), ein Brot (22KSH) und Zucker (1kg für
45KSH) sind schon Luxusartikel. Der Tageslohn verlässt
die Taschen mit einem Riesentempo. Viele Familien
hoffen, dass sie nicht unerwartet Besuch bekommen,
sonst müssten sie noch tiefer in die Tasche greifen.
Es ist
deshalb verständlich, dass die Kinder manchmal nur die
Kleider besitzen, die sie am Leibe tragen, dass sie
hie und da hungrig sind und meistens in Slippers (Flip
Flops), die kaputt oder geflickt sind, herumrennen.
Sie sind auch anfälliger für irgendwelche Krankheiten
und keine Woche vergeht, wo wir nicht mindestens zwei
oder drei Kinder zum Arzt bringen.
Zu
Beginn unserer Arbeit gaben wir den Kindern immer eine
Mahlzeit. Doch dann sahen wir uns gezwungen
aufzuhören, weil manche Mütter ihre Verantwortung
nicht mehr wahrnahmen und meinten, dass die Kinder ja
eine Mahlzeit gehabt hätten, und es ja nichts mache,
wenn sie kein Abendessen bekämen… Letztes Quartal
haben wir nun damit begonnen, all unseren Kindern aus
Soweto (75 zur Zeit) wenigstens zweimal wöchentlich
ein Mittagessen in der Schule zu ermöglichen. Die
Kinder sind froh, wenn sie so richtig gesättigt zurück
in die Klasse gehen können.
Im
letzten Jahr hatten wir auch einige neue Kinder, die in
unserer Grossfamilie ein Zuhause fanden. Die zwei
neusten Kinder sind die Geschwister Alice Muthoni
(9jährig) und Paul Kamau (7jährig). Sie lebten mit ihrer
Mutter in Soweto. Im Januar 2003 schickten wir Alice in
die 1. Klasse und Paul in die Vorschule. Die Mutter
trank und verkaufte Chang’a (verbotener, billiger, aber
starker Alkohol). Oft schickte sie Alice um Chang’a zu
kaufen, denn die Polizei würde ein kleines Kind nicht
anhalten oder seine 3-Liter Plastikflasche verdächtig
finden. Als sich Alice bei der Mutter über den Chang’a
Einkauf beschwerte, wurde ihr gesagt, dass es ohne
Chang’a - Besorgungen eben auch kein Essen für sie gäbe.
Vor gut zwei Jahren, als Alice und Paul anfingen ins
Clubhouse zu kommen, benahm sich Paul an den meisten
Vormittagen komisch. Unsere Mitarbeiter fanden heraus,
dass Paul morgens oft beschwipst war. Auf der Suche nach
etwas Essbarem im Haus leerte er die Gläser, die im Haus
herumstanden und noch kleine Resten von Chang’a
enthielten. Es ist möglich, dass der Alkohol sein Gehirn
angegriffen hat, da er in der Schule grosse Mühe mit dem
Lernen hat. Die Mutter war immer wieder krank, und Alice
musste sich um sie und den jüngeren Bruder kümmern. Oft
fehlte sie deshalb in der Schule. Im Oktober, als unsere
Sozialarbeiterin die Familie besuchte, sassen die Kinder
neben der kranken Mutter und weinten. Die Mutter konnte
niemanden erkennen und phantasierte die ganze Zeit. Wir
beschlossen sie ins Spital zu bringen, und nach mehreren
Untersuchungen wurde sie in eine psychiatrische Klinik
eingewiesen. Dort blieb sie etwa sechs Wochen und wurde
anschliessend zu ihrer Mutter aufs Land gebracht. Sie
ist nicht in der Lage nach Soweto zurückzukommen oder
sich um ihre Kinder zu kümmern. Die zwei Geschwister
haben sich aber ganz schnell bei uns eingelebt und
fragen kaum je nach ihrer Mutter…
Wir sind gespannt, wenn wir daran denken, was für dieses
Jahr geplant ist:
►Vor
ein paar Tagen ist unsere erste Besucherin angekommen.
Eine junge Norwegerin, die 10 Wochen bei uns lebt und in
Soweto aushilft. Wir erwarten eine Anzahl Besucher
dieses Jahr, und freuen uns über die Abwechslung.
►Ende
Februar kommen 12 – 15 Norweger für zehn Tage Urlaub
nach Kenia. Wir haben ein Programm ausgearbeitet und
werden mit ihnen auf Safari und an die Küste gehen. Sie
werden aber auch einen Einblick in unsere Arbeit
bekommen.
►Im
Moment sind in den USA Vorbereitungen im Gange, damit
ungefähr 25 Jugendliche im Sommer einen Missionseinsatz
bei uns machen können.
►Reisen
steht auch für uns dieses Jahr auf dem Programm. Jonny
wird Ende März mit Fred, einem unserer Mitarbeiter nach
Norwegen gehen. Dort werden sie bei verschiedenen
Anlässen über unsere Arbeit sprechen. Ende Mai wird
Jonny wieder nach Kenia kommen. Marianne wird Mitte Mai
in die Schweiz fliegen.
►Wir
hoffen auch Mitte Jahr mit der ersten Bauphase zu
beginnen.
Muthoni und Paul bekommen zum ersten Mal ein
Weihnachtsgeschenk…
Unser Alltag ist nicht immer einfach. So
oft werden wir mit Lügen, Betrug und Diebstahl
konfrontiert, und um die Wahrheit herauszufinden,
braucht es eigentlich einen Detektiv… Für die meisten
hier ist es nichts Falsches, wenn man lügt. Lügen ist
nur dann falsch, wenn es herausgefunden wird… Wir sind
dankbar, wenn Ihr uns, unsere Arbeit und unsere Pläne in
Euren Gebeten mittragt.
Mit
herzlichen Grüssen!
Marianneund Jonny
Rundbrief
Oktober 2003
Liebe Freunde!
Viel ist
in den letzten Monaten passiert - Schönes aber auch
weniger Erfreuliches. Mit diesem Brief möchte ich Euch
einmal mehr einen Einblick in unsere so
abwechslungsreiche Arbeit geben.
Anfangs August hatten
wir für eine Woche ein sechsköpfiges Missionsteam aus
den Staaten beiuns. Sie arbeiteten in
Soweto mit unseren Kindern, und wir nahmen sie in
mehrere Schulen mit, wo sie das Evangelium verkündeten.
Sie verbrachten auch zwei Abende mit unserer
Grossfamilie. Unsere Kinder und Mitarbeiter waren durch
diesen Besuch sehr ermutigt. Der Abschied fiel nicht nur
dem Missionsteam schwer, auch eine Anzahl unserer Kinder
weinten als die Besucher gingen. Julius – einer unserer
Mitarbeiter - meinte, dass wir noch nie Besucher gehabt
hätten, die so auf die Kinder eingegangen seien und
ihnen so viel Liebe gezeigt hätten. Wir hoffen nun, dass
sich daraus eine Langzeit - Partnerschaft entwickelt.
Eigentlich wollte ich Ende August, so
wie letztes Jahr, mit Lehrern für ein paar Tage nach
Mombasa fahren. Doch kurzfristig musste ich die Reise
absagen, denn zwei Tage davor erhielt ich die Nachricht,
dass der kleine Bruder einer Familie, von der wir drei
Kinder unterstützen, gestorben sei. Er ist daheim im
Bett - in der Nacht - eingeschlafen. Der Vater war auch
schon seit 10 Tagen im Spital, und er hatte am Vortag
seiner Tochter gesagt, dass er mich noch einmal sehen
möchte. So gingen Flo (unsere Hausmutter) und ich am
Freitagmittag ins Kenyatta Spital. Ein Riesenspital,
teilweise staatlich finanziert, ziemlich günstig, doch
der Service lässt zu wünschen übrig… Wir wussten, auf
welcher Etage sich der Vater befand, so machten wir uns
auf die Suche nach ihm. Nachdem wir in unzählige Zimmer
hineingeschaut hatten und uns eine Krankenschwester auch
nicht weiterhelfen konnte, warteten wir auf seine Frau,
die uns zu ihm brachte. In den meisten Betten fand man
zwei Patienten, und mehrere Personen mussten auf
Matratzen am Boden liegen oder in Betten in den Gängen.
Der Gestank und der Dreck waren unvorstellbar… Alleine
hätten wir ihn wirklich nicht gefunden oder ihn wieder
erkannt. Dieser 45 jährige, grosse, stämmig gebaute Mann
war nur noch ein Häufchen Elend. Innert kürzester Zeit
war er bis auf Haut und Knochen abgemagert. An diesem
Tag hatte er nicht einmal mehr die Kraft zu sprechen.
Wir standen etwa eine halbe Stunde um sein Bett, und er
wurde in dieser Zeit noch schwächer und starb. Was für
ein Schock für seine Frau am gleichen Tag Ehemann und
Sohn zu verlieren. Wir brachten sie heim und hatten die
undankbare Arbeit, die traurigen Neuigkeiten den Kindern
zu überbringen.
In dieser Familie schicken wir Emily,
17-jährig, in die Sekundarschule. Irene hatten wir in
die Primarschule geschickt, doch sie hatte sehr
schlechte Noten, deshalb wollte der Vater, dass sie
nochmals die achte Klasse wiederholt. Sie ist jetzt bei
der Grossmutter auf dem Land und wiederholt das achte
Schuljahr. Edwin, sieben-jährig, schicken wir in die
erste Klasse. Die Mutter ist erst 25 Jahre alt (Sie ist
die Stiefmutter von Irene und Emily). Die erste Frau
starb vor mehreren Jahren. Mit der zweiten Frau hatte
der Vater drei Kinder. Er hatte vor sechs Jahren einen
Unfall und ein Bein musste amputiert werden. Beide
Elternteile waren arbeitslos und hatten viel Mühe die
grosse Familie zu versorgen. (Im Ganzen hatte der Vater
10 Kinder, doch fünf sind gestorben.)
Vor etwa anderthalb Jahren hat uns
der Vater gesagt, dass er sich Sorgen um seine Familie
mache, denn er wusste, dass er HIV positiv war. Die
Krankheit war schon in fortgeschrittenem Stadium und er
wusste, dass er nicht mehr allzu lange zu leben hatte.
Auch der Sohn ist an Aids gestorben. Leider ist auch die
Mutter HIV positiv, und eines Tages wird auch sie an
dieser Krankheit sterben…
Im ganzen Land gibt es massive
Aufklärungskampagnen, in allen öffentlichen
Schulversammlungen muss über HIV/Aids geredet werden.
Doch leider wird es in den nächsten Jahren nicht besser
werden, denn Kenia hat eine sehr hohe Aidsrate, in
manchen Teilen des Landes ist eine von vier Personen HIV
positiv.
Bedauerlicherweise wird hier vielen
Leuten bei ihrem Tod viel mehr Ehre zugewiesen, als sie
in ihrem Leben je bekamen. Viele sind bereit, sich in
riesige Schulden zu stürzen, um den Verstorbenen eine
würdige Beerdigung zu geben. So ist es auch bei den
Luos, dem Stamm dieser Familie. Für sie ist es wichtig,
dass die Beerdigung auf ihrem Land stattfindet und nicht
auf einem öffentlichen Friedhof in Nairobi. Die Familie
kommt von der Gegend um den Viktoriasee. Dies ist eine
etwa siebenstündige Autofahrt von Nairobi aus.
So
versuchten Angehörige und Freunde drei Wochen lang
genügend Geld zu sammeln, um die zwei Leichname aufs
Land zu transportieren. Verschiedene Rituale mussten
befolgt werden. Für uns „Weisse“ ist manches sehr schwer
oder gar nicht zu verstehen. So auch das Wehklagen der
Angehörigen aus diesem Stamm, es geht einem durch Mark
und Bein. Die Verwandten befahlen der Ehefrau, bevor die
Beerdigung überhaupt stattfinden konnte, ein Haus zu
bauen. Da die Familie so arm ist, haben sie auf dem
Gelände seiner Eltern nie ein Haus (oder eine Hütte)
gebaut. Die Tradition gebietet aber, dass der Leichnam
eine Nacht in ihrem Haus sein muss, bevor er beerdigt
werden kann. Alles getan und die Vorschriften befolgt,
wurden beide gut drei Wochen nach ihrem Tod begraben.
Die Kinder sind nun wieder in der Schule, doch die
Ehefrau muss einen Monat auf dem Land bleiben um zu
trauern. Danach kommt sie wieder zurück nach Nairobi um
für ihre Familie zu sorgen.
Neues aus unserer Grossfamilie…
In
unserer Grossfamilie hat es im letzten Monat auch
Änderungen gegeben. Schon lange fanden wir, dass der
Platz einfach sehr knapp ist. So beschlossen wir für
die grossen Jungs (18 jährig und älter) eine Wohnung
zu mieten. Sie geniessen es nun ihre eigene Wohnung zu
haben und damit auch mehr Freiheit. Unser Ältester,
der mit der Sekundarschule fertig ist, hat die
Verantwortung für die anderen Jungs. Sieben Jungs
haben wir ausquartiert, davon sind aber vier in einer
„boarding-school“, und nur während den Ferien daheim.
Im
vergangenen Monat haben wir aber wieder drei neue
Jungs und drei Mädchen aufgenommen und so hat unsere
Grossfamilie nun fünf Jungs und 18 Mädchen. Das
Durchschnittsalter ist gesunken, fast die Hälfte der
Kinder ist nun zwischen 10 und 13 Jahren.
Flo,
unsere Hausmutter, die nun fast vier Jahre bei uns
war, verliess uns Ende September. Verständlicherweise
waren die meisten Kinder etwas traurig, dass sie ging.
Doch wir sind dankbar über einen reibungslosen
Übergang, denn wir haben rechtzeitig eine neue
Hausmutter gefunden. Sie heisst Helen, ist eine sehr
tüchtige Frau, und die Kinder haben sie schnell lieb
gewonnen.
Zwei
der Mädchen (elfjährige Zwillinge), die wir vor drei
Wochen aufgenommen haben, hatten wir schon in den
letzten zwei Jahren in die Schule geschickt. Doch die
Mutter, eine alleinerziehende Frau mit acht Kindern,
hat sehr wenig Verantwortung für ihre grosse
Kinderschar übernommen. Immer wieder hat unsere
Sozialarbeiterin mit ihr gesprochen. Dann änderte sie
sich für ein paar Tage und verfiel wieder in den alten
Trott. Oft vertrank sie das wenige Geld, das sie durch
Gelegenheitsarbeit verdiente, und die Kinder mussten
hungrig ins Bett. Im August hat sie überhaupt keine
Verantwortung mehr für ihre Kinder übernommen, sie war
nur noch daheim zum schlafen, und die Zwillinge
mussten auf die vier jüngeren Kinder aufpassen und für
sie sorgen. Die Mutter bezahlte auch die Hausmiete
nicht mehr, und der Vermieter kam und schloss die
Hütte zu. Da mussten die Kinder bei ihrer Nachbarin
Unterschlupf finden. Die hatte selber auch schon acht
Kinder und wohnte in einer winzigen Hütte. Die
Zwillinge kamen zu uns und baten um Hilfe. Wir sahen,
dass die zwei nur eine Zukunft hatten, wenn man sie
aus der Umgebung herausnahm. Sie kamen mit ganz
schmutzigen, alten Kleidern zu uns, und sie waren so
stolz, als wir mit ihnen Kleider und Schuhe kauften.
Da fingen sie plötzlich an sich dreimal am Tag neu
anzuziehen. Vorher konnten sie sich nur selten und nur
mit ganz wenig Wasser waschen, ihr könnt Euch nicht
vorstellen, wie viel Dreck und Flöhe weggeschrubbt
wurden… Bei den Mahlzeiten solltet Ihr die Riesenberge
sehen, die sie auf ihre Teller schöpfen… Ein Zwilling
war in dieser kurzen Zeit schon krank und klagte auch
über Zahnschmerzen. Der Arzt fand Amöben, und der
Zahnarzt musste einen Zahn ziehen und zwei Zähne
flicken. Der Zahn, der gezogen werden musste, war nur
noch ein brauner Stumpf. Dieser Zahn hatte schon lange
weh getan, und die Mutter hatte zur Linderung
Batteriesäure darauf gelegt. Scheinbar ist dies ein
beliebtes und nicht harmloses Mittel in den Slums, das
gegen Zahnschmerzen angewendet wird… Jetzt dürfen die
Zwillinge wieder sorglose Kinder sein, mit anderen
spielen, jeden Tag in die Schule gehen und immer genug
zum Essen und ein bequemes Bett zum Schlafen haben…
Sollte
nicht jedes Kind ein Recht auf Liebe, Geborgenheit,
Sicherheit, Fürsorge und Schutz haben? Manchmal werden
wir so wütend, wenn wir sehen, wie viele Kinder hier
behandelt werden und wie wenig wert ihr Leben hat.
Wir sind froh, dass
wir dank Eurer Unterstützung das Leid einiger Kinder
lindern dürfen. Herzlichen Dank an alle, die an uns
denken, uns unterstützen und für uns und unsere Arbeit
beten. Ohne Euch könnten wir es nicht tun. Ihr helft uns
Mt 18,5 umzusetzen. Jesus sagte:
„Wer ein Kind mir
zuliebe aufnimmt, der nimmt mich auf.“
Mit
herzlichen Grüssen!
Marianneund Jonny
Rundbrief
Ende
Juli 2003
Liebe Freunde!
Das
Wetter hat dieses Jahr verrückt gespielt. Anfangs Jahr
hat das Thermometer Hitzewerte wie noch nie zuvor
registriert und während der Regenzeit hat es wie aus Kübeln
geschüttet. An vielen Orten gab es Überschwemmungen,
Tausende wurden obdachlos und verloren ihr ganzes Hab
und Gut. Nun hat der kälteste Monat angefangen –
Winter in Kenia. (Das bedeutet, dass ich an manchen
Tagen einen Pullover tragen muss.J)
Anfangs
Juni, als Jonny und ich etwas europäische Luft in einem
Einkaufszentrum schnupperten (und auch Käse, Wurst und
anderes einkauften, das man sonst nicht findet), trafen
wir ein älteres, amerikanisches Missionarsehepaar, das
ich 1991 kennen gelernt habe, als ich bei den Covenant
Players war. Der Kontakt blieb immer, doch irgendwie
verloren wir uns in den letzten drei Jahren aus den
Augen. Sie sind dabei ein neues Wirkungsfeld zu suchen.
Wir erzählten von unserer Arbeit. Sie besuchten uns und
wir nahmen sie mit ins Slum, wo der grösste Teil
unserer Arbeit stattfindet. Wisst Ihr, womit er sein
Leben lang Geld verdient hat? Er war Bauführer und hat
sich nun anerboten unser Bauprojekt zu übersehen.
Für
uns ist dies eine tolle Gebetserhörung! Er kam auch mit
uns zum Architekten, da wir einiges an den Plänen ändern
möchten. Er erzählte dem Architekten von den Kindern
in Soweto und von unserer Arbeit, so dass der Architekt
nicht anders konnte, als die Änderungen gratis zu
machen. (Es hätte umgerechnet mindestens 2500 sFr.
gekostet!) Jonny und ich kamen ganz überwältigt aus
dem Büro! Jetzt treffen wir uns mindestens einmal in
der Woche mit diesem Ehepaar. Wir gehen miteinander
essen und haben einfach gute Gemeinschaft. Ich merke
auch, wie mir in den letzten vier Jahren der Kontakt zu
„Weissen“ gefehlt hat, und wir sind so froh und
ermutigt durch diese Freundschaft.
Oft
hofften wir, dass wir schon früher das Geld zusammen hätten
um bauen zu können. Aber die Zeit war einfach noch
nicht reif. Es tut gut zu wissen, dass Gott den
richtigen Zeitplan hat! Ende August geht Jonny wieder für
fünf Wochen nach Norwegen. Diesmal wird er das
Bauprojekt vorstellen. Bitte betet mit uns, dass er mit
den nötigen Finanzen zurückkommt, damit wir anfangs
2004 mit der ersten Bauphase beginnen können.
Ohne
unsere Mitarbeiter könnten wir unsere Arbeit nicht tun.
Wir sind dankbar für ihre Treue und Hingabe, denn sie
helfen mit, unser Motto umzusetzen:
„Join
us to make a positive change in a child’s life“
(Kommt
und helft uns ein Kinderleben positiv zu verändern).
Ich
möchte Euch einen kleinen Einblick in den Alltag einer
unserer Mitarbeiterinnen (Mkala) geben. Mkala pflegt
Kontakte zu den Müttern der Kinder in Soweto. Sie
besucht sie oft und hilft ihnen. In ihrem Rapport lesen
wir folgendes: 5.
April: „Ich und vier andere Mütter besuchten Mama
A. (die Mutter von A.), die krank ist. Wir
ermutigten sie und beteten für sie.“ 7.
April: „Besuchte Mama A. Sie hat mir
anvertraut, dass sie HIV+ ist. Sie ist schwach. A.
(11 jährig) hilft der Mutter.“ 6. Mai: „Besuchte Mama A. Sie zeigte mir ihre Papiere, die
ihren HIV-Status bestätigen. Ich habe sie ermutigt und
wir sind nun wirklich befreundet.“ 12.
Mai: „Besuchte Mama A. und ermutigte sie.
Sie
scheint ihre Situation besser zu akzeptieren.“ 13.Mai:
Besuchte Mama A. als erste am Morgen. Es geht ihr
besser und sie scheint ihren Zustand zu akzeptieren.“ 14.
Mai: „Besuchte Mama A. Sie kann sogar lächeln.“
20.Mai: „Besuchte Mama A. Sie zeigte mir einen Brief, der sie
ans Kenyatta Spital verweist.“
Der
Zustand von Mama A. ist ungefähr immer gleich.
Sie
macht sich Sorgen um die Zukunft ihrer Tochter, denn sie
hat keine nahen Verwandten mehr. Wir haben nun zusammen
mit ihr beschlossen, dass wir in der nahen Zukunft A.
in unsere Grossfamilie aufnehmen werden.
Fred, ein
Architekturstudent, verdient sich sein Studium, indem er
in seiner Freizeit und während den Ferien bei uns
mitarbeitet. Er ist ein aufgestellter, junger Mann, der
sich vor allem um zwei der Fussballteams kümmert.
Er
meinte kürzlich folgendes über seine Arbeit: „Die
Jungs sind mein Leben. Sie sind meine Freude, meine
Frustration, meine Ermutigung und meine Freizeit. Sie
haben viele Schwierigkeiten: Sie haben lose
Familienbande, sie spielen ohne
Fussballschuhe
(öfters gibt es
Wunden…), sie werden beim Spielen ausgebuht, Hunger ist
ein Teil ihrer Diät - doch gleichwohl stehen sie immer
wieder auf. Sie sind immer in meinem Gebet, ich wüsste
nicht, was ich ohne die 24 Jungs tun würde - das Leben
ist ein Rätsel.
Ich dachte nie, dass ich so eng verbunden sein könnte,
da ich immer eine unabhängige Person gewesen bin.
Wenn ich über meine Zukunft nachdenke, muss ich auch an
ihre Zukunft denken. Wir werden sehen, was uns
erwartet.“
Virginia
ist ein 14 Jahre altes Mädchen, das längere Zeit im
Klubhaus war und mit ihrer Tante in Soweto lebte.
Anfangs Jahr schickten wir sie in die 5. Klasse.
Sie
war froh, endlich wieder in der Schule zu sein,
strengte sich an und war nach nur einem Quartal eine
der Besten. Ihre Mutter galt lange als verschollen,
und die Verwandten hatten Virginia gesagt, dass die
Mutter tot sei. Letztes Jahr wurde aber die Mutter
wieder gefunden und der Schock war gross, als Virginia
herausfand, dass ihre Mutter lebt. Die Mutter ist aber
meist krank (epileptische Anfälle) und kann sich
nicht um die Tochter kümmern. Im Dezember kam die
Grossmutter und wollte, dass Virginia mit ihr aufs
Land kommt und beschnitten (FGM = Female Genital
Mutilation) wird. (In ihrem Stamm werden immer noch über
50% der Mädchen beschnitten. FGM ist in Kenia
eigentlich verboten, doch immer noch sehr weit
verbreitet. Trotz des Verbotes ist es sehr schwierig
diesen Brauch auszurotten. Von den 43 Stämmen,
beschneiden nur gerade vier ihre Frauen nicht.) Als
wir dies herausfanden, sprachen wir mit den Verwandten
und konnten sie überzeugen, dass Virginia in Nairobi
bleibt. Anfangs Jahr wurde Virginia dann von ihrem
Cousin (Sohn der Tante) sexuell belästigt und wir
mussten wieder eingreifen. Die Tante nahm ihren Sohn
in Schutz und begann Virginia schlecht zu behandeln.
Sie benachrichtigte auch die Grossmutter auf dem Land
und eines Tages im April tauchte diese dann auf, mit
der Begründung, dass sie nun hier sei, um Virginia
mit aufs Land zu nehmen. Dies war ein Schock für
Virginia und für uns. Unsere Mitarbeiter kidnappten
Virginia und versteckten sie zwei Tage (manchmal gibt
es hier etwas unorthodoxe Methoden…). In der
Zwischenzeit versuchten wir mit der Grossmutter und
den Verwandten zu sprechen. Wir beschlossen auch,
Virginia in unsere Grossfamilie auf-zunehmen. Virginia
kam zu uns und verbrachte zwei unbeschwerte Tage, dann
wollte sich die Grossmutter von Virginia verabschieden,
bevor sie wieder zurück aufs Land ging. Virginia ging
nach Soweto um der Grossmutter Lebewohl zu sagen, doch
plötzlich änderte sich die Meinung der Grossmutter
und sie wollte Virginia unbedingt mitnehmen. Im
Klubhaus entwickelte sich ein emotionales Drama
zwischen Virginia, unseren Mitarbeitern und den
Verwandten. Schliesslich hatten wir keine andere Wahl,
als eine weinende Virginia schweren Herzens ziehen zu
lassen. Trauerstimmung herrschte bei den Kindern, den
Mitarbeitern und uns…
Vor
drei Wochen beschlossen wir, zwei unserer Mitarbeiter
zu Virginia aufs Land zu schicken, um zu sehen, ob sie
die Schule besucht und wie es ihr geht. Die zwei
gingen bewaffnet mit offiziellen Briefen von der
Schule in Soweto, vom Sozialamt, das sich um Kinder kümmert,
und von uns. Wir waren froh herauszufinden, dass sie
in die Schule geht. Virginia war glücklich, bekannte
Gesichter zu sehen. (Sie besucht die 6. Klasse der
Dorfschule, da die 5. Klasse bereits überfüllt ist.)
Unsere Mitarbeiter fanden auch die Grossmutter und
sprachen mit ihr. Virginias Mutter war allerdings
gerade wieder einmal im Spital – mit ihr war kein
Treffen möglich. Sie sprachen auch mit den Lehrern über
die Beschneidung und diese versprachen, sich für
Virginia und ihre Rechte einzusetzen. Da Virginia die
Schule besucht und die Verwandten sich um sie kümmern,
hatten wir keine guten Gründe, um sie wieder mit nach
Nairobi zu nehmen. Als sich aber unsere Mitarbeiter
verabschiedeten, sagte der Grossvater, der bis zu dem
Zeitpunkt nichts von der ganzen Geschichte gewusste
hatte, dass wir nie hätten erlauben dürfen, dass
Virginia zurück aufs Land gebracht wurde. Doch leider
sind Familienbande stärker als alles andere und so
sind unsere Hände oft gebunden…
Julius,
einer unserer Mitarbeiter, schrieb ein Lied nachdem
Virginia weggegangen war. Die anderen Kinder singen es
nun im Gedenken an sie. Hier sind ein paar Zeilen
davon übersetzt:
Lehre
mich nicht eine Waffe zu halten / Lehre mich einen
Schreiber zu halten / Lehre mich nicht zu kämpfen/
Lehre mich durch Bücher/
Ich
bin ein Kind, das Liebe braucht / Bitte
steh ein für die Rechte eines Kindes / Seid
stark Kinder, seid stark, auch
wenn sie sich nicht um unsere Rechte kümmern.
Euch
einfach immer wieder ein herzliches Dankeschön für
Euer Mittragen, Eure Gaben und Eure Gebete! Wie unsere
Mitarbeiter, so seid auch Ihr einen ganz wichtiger Teil
unserer Arbeit. Ein Merci auch an alle, die mit uns
durch Briefe oder E-Mails im Kontakt sind.
Mit
herzlichen Grüssen!
Marianneund Jonny
Rundbrief
Anfangs
April 2003
Liebe Freunde!
Schon ist das
erste Quartal des Jahres 2003 vorbei. Ich verbrachte
vier schöne, wenn auch sehr kalte, Wochen in der
Schweiz. Es war schön Familie, Freunde und Verwandte zu
sehen. Jonny blieb während dieser Zeit in Kenia. Doch
nun ist er gerade für etwa 8 Wochen nach Norwegen
gegangen. Der grösste Teil der Unterstützung für
unsere Arbeit kommt aus Norwegen, das sind ungefähr
zwei Drittel des ganzen Einkommens. Jonny wird viel
unterwegs sein und bei verschiedenen Veranstaltungen über
unserer Arbeit sprechen.
Das
Jahr 2003 brachte auch viele Veränderungen für Kenia.
Die Präsident- schaftswahlen Ende Dezember 2002 wurden
von der Opposition gewonnen.Daniel Arap Moi ist nach 24 Jahren als Präsident
zurückgetreten und Mwai Kibaki ist Kenias dritter Präsident.
Wir sind dankbar, dass die Wahlen friedlich und fair
verlaufen sind. Es wurden viele Wahlversprechen
gemacht und jetzt geht es darum, dass sie auch wirklich
umgesetzt werden. Es weht ein optimistischer Wind
durchs Land und alle hoffen, dass es mit der
Präsident,
vergiss die kostenlose Schulbildung,und gratis
medizinische Versorgung…Siewollen
jetztumsonst essen!
Wirtschaft endlich wieder einmal bergauf geht. Der
neue Präsident
hat der Korruption den Kampf angesagt und wir dürfen
schon positive Veränderungen feststellen.
Vielleicht
habt Ihr ja durch die Medien vernommen, dass in Kenia
nun die Primar-schule gratis sei. Dochdas Ganze ist nicht etwa gratis. Man versucht,
dass nicht mehr die Familien für die öffentlichenPrimarschulen das Schulgeld bezahlen, sondern,
dass die Schulkosten vom Staat übernommen werden.
Dies
ist nicht einfach umzusetzen - der Staat braucht dazu
ungefähr 450 Mio. Sfr. (!) pro Jahr. Die Kinder benötigen
trotz allem noch Uniform, schwarze Schulschuhe, Schulsäcke,
Schulbücher, Hefte und anderes Schulmaterial. Auch die
Lehrer wollen für extra Unterricht bezahlt werden.
Als
wir Ende Januar nochmals neun Kinder in die Schule
schickten, mussten wir ihnen sogar Stühle kaufen…
Die
Regierung hofft, dass NGO’s und Hilfsorganisationen
weiterhin Schulgeld für ihre Kinder in den öffentlichen
Schulen bezahlen, da der Staat einfach nicht genug Geld
hat. So wurden auch wir angefragt und bezahlen nun
weiterhin das Schulgeld. Wie die Karikatur zeigt, warten
leider all zuviele
Leute darauf, dass sie alles gratis bekommen werden und
sind nicht bereit sich am Wiederaufbau von Kenia zu
beteiligen.
Nun
die aktuellsten Neuigkeiten:
Paul
und Stian, Besucher aus Norwegen, haben im Dezember ein
Lager für einen Teil unserer Kinder durchgeführt.
Zehn
unserer Kinder und 30 Kinder aus Soweto verbrachten ein
paar unvergessliche Tage am Lake Naivasha beim campen.
Viele dieser Kinder aus Soweto haben Nairobi fast noch
nie verlassen, und sie genossen die Ausflüge, Spiele
und die Gemeinschaft. Auch das Essen war wichtig – sie
konnten sich vier Tage so richtig satt essen. Abends
sassen alle am Lagerfeuer, sangen, tanzten und erzählten
Geschichten.
Im
November des letzten Jahres sind vier unserer Kinder mit
der Primarschule fertig geworden. Wir sind froh, dass
wir für sie gute Sekundarschulen gefunden haben. Das
ist überhaupt nicht selbstverständlich, da es nicht
genug Plätze gibt… Seit Januar schicken wir wieder 20
neue Kinder in die Schule. Sie waren so stolz als sie
ihre Uniform zum ersten Mal anziehen durften.
Immer
wieder klopfen Leute an unsere Tür und bitten uns um
Hilfe. So kam auch Ende letztes Jahres eine weinende
Mutter zu uns und bat um unsere Hilfe. Jonny und ich
haben vor einiger Zeit beschlossen, dass wir keine „neuen
Fälle“ mehr annehmen, bevor unsere Sozialarbeiterin
(Florence Kibicho) mit den Müttern, Kindern und
Nachbarn gesprochen hat. (Leider haben Mütter uns schon
die grössten Lügengeschichten aufgetischt, damit wir
ihnen helfen.)
Die
Geschichte, die diese Mutter mir erzählte, rührte mich
und wir baten Florence nähere Informationen einzuholen.
Sie fand heraus, dass die Mutter vor ein paar Jahren
einen Schreiner heiratete. Zusammen hatten sie
eine Tochter (Kendi). Der Vater, ein fleissiger
Mann hatte seine eigene Schreinerei und schaute gut zu
seiner Familie. Die kleine Familie hatte keine
Sorgen und die Mutter erwartete zum Anfang 2001 das
zweite Kind. Doch ganz plötzlich und unerwartet
verstarb der Vater. Kaum war die Beerdigung vorüber, da
kamen seine Brüder und erhoben Anspruch auf die
Schreinerei. Da sie eine Frau sei, verstehe sie ja
nichts vom Geschäft, wurde ihr gesagt. Den
Brüdern lag nicht die Schreinerei am Herzen, nur das
schnelle Geld, das sie mit dem Verkauf machen konnten.
Die Mutter sah keinen Rappen vom Erlös, überhaupt
halfen ihr die Verwandten gar nicht. Sie musste
Kühlschrank, Fernseher und Möbel verkaufen damit sie
ihre Hausmiete bezahlen konnte. Als alles
Wertvolle verkauft war, zog sie aus der Wohnung in ein
kleines Zimmer, das nun gleichzeitig als Schlaf- und
Wohnzimmer für sie und ihre zwei Kinder dient.
Die Mutter beschloss Milch zu verkaufen, doch der Profit
reichte gerade um für ihre Familie eine warme Mahlzeit
zu kochen.
Dann kam eine
Schwester ihres verstorbenen Mannes und drohte der
Mutter; entweder schicke sie nun das Kind in die Schule
oder sie nehme das Kind zu sich undwerde es selbst in die Schule schicken. Falls die
Mutter sich weigere, werde sie angezeigt. (Eigentlich wäre
in Kenia die Schulbildung obligatorisch, doch da vielen
einfach das Geld fehlt, können sie die Kinder nicht in
die Schule schicken.) Die Mutter hatte kein Geld um
Kendi in die Schule zu schicken und sah keine andere Lösung
als das Kind der Tante mitzugeben. Ab und zu durfte sie
Kendi besuchen, doch sie sah, wie das Kind unglücklich
war. Kendi wurde von den Verwandten schlecht behandelt
und auch oft geschlagen. Die Mutter hörte dass wir
Kindern helfen, so kam sie zu uns und bat uns um Hilfe.
Das Kind wurde von den Verwandten zurückgeholt, und die
kleine Familie ist wieder beisammen. Seit Januar
schicken wir Kendi in die Vorschule der Tumaini
Primarschule. Ihr könnt Euch nicht vorstellen wie
dankbar die Mutter ist. Solche Momente zeigen uns immer
wieder, wie wertvoll und notwendig unsere Arbeit hier in
Kenia ist! Obschon es manchmal nur ein Tropfen auf dem
heissen Stein zu sein scheint, bedeutet es für die 140
Maisha Mema Kinder alles.
Was
Kendi’s Mutter widerfahren ist, ist leider kein
Einzelfall. Sehr oft, wenn der Ehemann stirbt, gibt es für
die zurückgebliebene Frau und die Kinder
Schwierigkeiten und ihre ganze Existenz bricht zusammen.
In einem der Stämme wird die Frau sogar gezwungen,
gerade nach der Beerdigung, einen Bruder des
verstorbenen Mannes zu heiraten (Das nennt man Ehefrau
erben). Der Mann, der die Frau erbt, hat aber ja
meistens auch schon eine Ehefrau und Kinder…
Wir danken Euch einfach, dass Ihr uns helft
Kindern in Kenia ein besseres Leben (Maisha Mema) zu ermöglichen.
Ohne Euer Geben und Eure Gebete könnten wir unsere
Arbeit nicht tun!
Mit
herzlichen Grüssen!
Marianneund Jonny
Rundbrief
Ende
November2002
Liebe Freunde!
Mit
Riesenschritten geht das Jahr 2002 zu Ende. Zeit für
uns um Bilanz zu ziehen - Pläne und Vorbereitungen fürs
neue Jahr zu treffen. Wir sind Gott dankbar, dass er uns
auch wieder durch dieses Jahr getragen, sich uns
angenommen und uns treu versorgt hat.
Ja, wir sind
dabei Pläne fürs neue Jahr zu schmieden oder besser
gesagt, seit ein paar Monaten sind wir dabei Änderungen
vorzunehmen. Die grösste Änderung wird sein, dass wir
unseren Namen wechseln. Habt Ihr Euch auch schon gefragt
was MASEMI eigentlich bedeutet? Ich denke, dass auch Ihr
Mühe habt zu erklären, was MASEMI bedeutet und in
welcher Sprache es ist. Eigentlich wäre es die Abkürzung
für „Medical and Sports Evangelism Ministries“.
Doch nebst dem Fonds MASEMI gibt es hier in Kenia noch
eine NGO mit dem gleichen Namen, und vor einiger Zeit
gab es riesige Verwechslungen mit den zwei
Organisationen. Nach langen Überlegungen haben wir uns
für folgenden Namen entschieden:
Maisha
Mema(Better
Life) Child Sponsorship Program
„Maisha
Mema“ ist Suaheli und ist einfach auszusprechen -
Maischa Mema. Der Name „Maisha Mema“ bedeutet „Besseres
Leben“ und sagt in zwei Worten, was wir für die
Kinder wollen, mit denen wir arbeiten.
Wird der
Namenswechsel praktische Veränderungen mit sich bringen?
Sehr wenige, -
denn wir arbeiten auch weiterhin mit den gleichen
Kindern,
den gleichen Mitarbeitern und wir sind immer noch unter
MASEMI Trust Registered Trustees Inc. Kenya
registriert! Sicher wird es etwas dauern,
bis sich alle an den neuen Namen gewöhnt haben. Unsere
Adresse bleibt die gleiche,aber die Homepage läuft schon unter dem neuen
Namen http://maishamema.org. Auf der Homepage hat nicht nur der Name
geändert, sondern auch die Aufmachung. Schaut doch
selber - es hat jetzt auch etwas mehr Infos auf Deutsch.
In der Schweiz läuft der Verein weiterhin unter dem Namen MASEMI Schweiz
– somit hat es hier keinerlei Veränderungen gegeben,
auch nicht in Bezug aufdas Spendenkonto etc..
In den
letzten Monaten waren wir bei einem Architekten und
haben jetzt konkrete Baupläne für ein Zentrum. Im
letzten Jahr fertigten wir oftmals selber Skizzen an undbesprachen, wie unser Heimaussehen sollte. DiePläne verwarfen wir aber immer wieder. Doch nun
finden wir, dass wir die ideale Lösung gefunden haben.
Ein Heim für unsere Grossfamilie, aber auch ein Zentrum
für die wachsende Maisha Mema Arbeit. Das Grundstück
liegt zudem näher bei Soweto, wo ein Grossteil unserer
Arbeit stattfindet.
Die Pläne umfassen folgendes:
Haus für die Jungs (Wohnfläche 145 m2)
Haus für die Mädchen mit Aufenthaltsraum für alle (2 x 175 m2)
Marianne und Jonny’s Haus,
inkl. Büros und Gästezimmer (2 x 130 m2)
Mehrzweckraum und im ersten Stock ein Gästehaus (2 x 200 m2)
Arztpraxis (160 m2) + im ersten Stock eine Wohnung für die Familie des
Arztes oder der Krankenschwester (120 m2)
Wir
wollen so bauen, dass wir die Möglichkeit haben weitere
Kinder aufzunehmen. Jetzt leben wir mit 25 Kindern und
unser Haus platzt fast aus allen Nähten... Wir hätten
am neuen Ort die Möglichkeit problemlos über 60 Kinder
zu haben. Mit dem Gästehaus könnten wir sicher gegen
30 Gäste aufnehmen.
Wir
sind uns auch bewusst, dass dies nicht ein „billiges“
Unternehmen ist. Wir werden natürlich auch etappenweise
bauen. Die Pläne für einen Mehrzweckraum und ein Gästehaus,
sowie Arztpraxis und Wohnung für den Arzt sind in der
Langzeitplanung.
Wenn
wir an die Riesensumme Geld denken, haben wir manchmal
schon schlaflose Nächte. Doch wir wollen zuversichtlich
sein, und darauf vertrauen, dass der Herr für uns sorgt!
Nun
die aktuellsten Neuigkeiten:
Im
September – Oktober haben die Lehrer aller öffentlichen
Schulen vier Wochen lang gestreikt. Lehrer sind schlecht
bezahlt. 1997 hatte man ihnen mehr Lohn versprochen,sie dann aber immer wieder damit vertröstet,
dass der Staat kein Geld hätte. Nun war das Mass voll!...
Doch das bedeutete, dass 240'000 (!) Lehrer im ganzen
Land nicht arbeiteten, alle öffentlichen Schulen
geschlossen und unsere Kinder alle daheim waren. Wir
lernten mit ihnen und sie hielten uns ganz schön auf
Trab. Endlich, nach vier langen Wochen, einigten sich
der Staat und die Lehrer und der Schulbetrieb wurde
wieder aufgenommen. Die Lehrer werden mehr Lohn erhalten
- doch erst ab nächstem Juli!
Am
27. Dezember werden Wahlen stattfinden. Ein neuer Präsident
und ein neues Parlament muss gewählt werden. Mit
Spannung verfolgen wir die politischen Entwicklungen.
Viele hoffen aufÄnderung,
denn der Wirtschaft in Kenia geht es immer schlechter.
Sarah
hat ihren ersten Coiffeurkurs erfolgreich abgeschlossen.
Jetzt haben wir einen Coiffeursalon gefunden, wo sie ein
Praktikum absolviert. Die Arbeit gefällt ihr immer noch
gut.
Im
August, während den Schulferien ging ich mit den
Lehrern der Tumaini Primarschule fünf Tage nach Mombasa.
Ich genoss die Abwechslung und die kurzen Ferien! Da ich
im Elternrat der Schule bin, wurde ich gebeten
mitzugehen. Da ich zu vielen Lehrern auch ein
freundschaftliches Verhältnis habe, war es wirklich
eine tolle Zeit.
Als
ich am 31. August heimkam, holte mich der Alltag ganz
schnell wieder ein! Doris (18 Jahre) wurde ein paar
Stunden später plötzlich schwerkrank. Da ich nicht
wusste, was mit ihr los war, brachte ichsie sofort ins Spital - doch zu unserem grossen
Schrecken musste mir der Arzt eine halbe Stunde später
mitteilen, dass sie alles versucht hätten... Sie starb
an akutem Leberversagen. Ihr könnt Euch vorstellen,
dass uns diese Nachricht wie ein Blitz traf... Für uns
alle war dies ein Riesenschock! Wir mussten es den
Kindern beibringen, Verwandte benachrichtigen, Behördengänge
machen, die Beerdigung organisieren, und der Alltag
musste gleichwohl in unserer Grossfamilie weitergehen.
Am 6. September haben wir sie auf dem Land ihres
Grossvaters beerdigt (etwa 3 ½ Autostunden von Nairobi
entfernt). Wir sagen immer, dass wir hier in Kenia
lernen alles zu machen - jetzt wissen wir leider auch,
wie eine Beerdigung organisiert wird...
Wir
sind froh, dass der Alltag wieder eingekehrt ist, und
wir uns alle auch wieder erholt haben.
Doris
hinterlässt eine grosse Lücke in unserer Familie.
Jonny kannte sie seit 1995, als sie noch ein Strassenmädchen
war. ImJahr1999,
kurz nachdem ich nach Kenia kam, lebte ich mit Doris
drei Monate zusammen. Hier in unserer Grossfamilie wurde
sie die grosse Schwester für alle anderen Kinder. Zwei
Schwestern von Doris leben noch bei uns. Für sie waren
die letzten drei Monate nicht einfach. Doch die anderen
Kinder haben sich rührend um die Schwestern gekümmert.
Und wir sind Gott wirklich dankbar, dass uns diese
schwierige Zeit als Familie noch mehr
zusammengeschweisst hat.
Wir danken Euch einfach, dass Ihr uns helft,
unseren Kindern ein besseres Leben (Maisha Mema) zu ermöglichen.
Ohne Euer Geben und Eure Gebete könnten wir unsere
Arbeit nicht tun. Auchherzlichen Dank an alle, die mit uns in
Verbindung sind (SMS, e-mails, Telefonanrufe und Briefe).
Wir
wünschen Euch eine gesegnete Adventszeit!
Marianneund Jonny
PS:
Ab 18. Januar 2003 werde Marianne ungefähr für 4 Wochen in
der Schweiz sein. Falls Ihr Interesse habt, mehr über
unsere Arbeit zu erfahren, vielleicht sogar ein Treffen
veranstalten möchtet, meldet Euch doch bitte bei Isabel
Jordi.
Rundbrief
Ende
Juli2002
Liebe
Freunde!
Ich hatte schöne und
erholsame Ferien in Norwegen. Es war schön,
wieder einmal Verwandte und Freunde zu sehen und die
Freizeit zu geniessen. (Die Ferien haben nicht nur mir
gut getan, auch die Kinder freuten sich wieder auf meine
Rückkehr...) Während unserer Abwesenheit ging
hier alles gut. Wir sind dankbar, dass wir so gute,
verantwortungsbewusste und treue Mitarbeiter haben. (Was
gar nicht etwa selbstverständlich ist.... )
Hier
die aktuellsten Neuigkeiten von MASEMI:
Zur Zeit sind
alle in der Schule. Doch vom 9. August an haben alle
Kinder drei Wochen Schulferien. Da wird es wieder viel
Betrieb ums Haus herum haben...
Einer
unserer Jungs hat uns seit vielen Monaten Sorgen
bereitet. Oft ist er ohne Erlaubnis weggegangen und kam
erst spät abends wieder heim. Manchmal ist er auch
tagelang weggeblieben. Mehr als einmal verbrachte er
eine Nacht im Gefängnis (Das ist eine Erfahrung, die
wir allen ersparen möchten, doch leider kommt es oft
vor, dass die Polizei Leute grundlos festnimmt.). Die
Schule hat der Junge wiederholt geschwänzt. Wir baten
seine Mutter mit ihm zu sprechen, doch auch auf sie hat
er nicht gehört. Schliesslich, nach unzähligen Gesprächen
und Warnungen, mussten wir ihn im April wegschicken.
Doch eines Abends, vor etwa sechs Wochen, kam er mit
zwei seiner Lehrerinnen zu uns, und sie baten uns an
seiner Stelle, ihn wieder bei uns aufzunehmen. Das
Engagement dieser zwei Lehrerinnen, und wie sie sich um
ihn kümmerten, hat uns beeindruckt, und wir haben ihn
wieder bei uns aufgenommen. Wir denken und hoffen, dass
er nun einiges gelernt hat. Er arbeitet jetzt fleissig für
die Schule, ist vielaufgeschlossener und geht nicht mehr ohne
Erlaubnis weg. Überhaupt haben wir ein gutes Verhältnis
zu den LehrerInnen in dieser Schule (Tumaini
Primarschule). 34 Kinder aus unserem Programm gehen
dorthin (Tumaini ist Suaheli und bedeutet Hoffnung ).
Fehlt eines der Kinder, wissen wir dies meistens noch am
gleichen Tag. Fühlt sich eines unwohl, wird mir auch
das sofort berichtet. Was die Kinder natürlich gar
nicht schätzen ist, dass ich auch immer weiss, wenn sie
sich nicht gut aufgeführt haben und bestraft wurden.
Ich bin auch in der PTA (Parents-Teachers Association),
was etwa soviel bedeutet wie „Elternrat der Schule“.
Dieses Jahr
haben wirwieder
vier Achtklässler, die sich nun auf die Abschluss-prüfung
der Primarschule, die im November stattfindet,
vorbereiten.
Die ersten fünf
Monate dieses Jahres hatten wir eine junge Engländerin
hier, die ein Praktikum bei uns absolvierte. Für die nächsten
anderthalb Monate sind nun gerade Jack (ein junger
Kenianer, der in Norwegen studiert) und seine Freundin
bei uns zu Besuch. Im September erwarten wir Besuch aus
Norwegen und aus der Schweiz. Überhaupt werden wir oft
angefragt, ob junge (und weniger junge) Leute bei uns
ein Praktikum absolvieren können.
Manchmal
nimmt das Leben ein unerwartete Wendung...
Wenigstens
war es letzthin so für Ngendo. Ihre Mutter ist vom
Mbeere Stamm aus Siakago und der Vater ist ein
Araber von der Küste. Doch seit Ngendo etwa 7
Monate alt war, lebte sie bei der Grossmutter in
Siakago. Die Mutter besuchte sie manchmal, doch das
letzte Mal sah Ngendo sie 1993. Es gibt Gerüchte über
den Aufenthaltsort von Ngendo’s Mutter, die alle
in eines der unzähligen Slums von Nairobi führen.
Zu wissen, dass die Mutter lebt, aber sie nicht zu
sehen und zu kennen, hat Ngendo sehr beunruhigt.
Tatsächlich hat doch vor einiger Zeit eine
Nachbarin Bemerkungen darüber gemacht, dass Ngendo
ja nicht einmal eine Mutter habe, die sie sehen
wolle,und
dies hat bei Ngnedo einen Zusammenbruch ausgelöst.
Sie fiel zu Boden und war für einige Zeit ohnmächtig.
Wie
ist es möglich, dass Erwachsene so grausam sein
können?
Die
Grossmutter war nie verheiratet - doch hat sie fünf
Kinder von fünf verschiedenen Männern.
Ngendo’s
Mutter ist die Älteste und die Grossmutter bekam
sie 1971, als sie selbst gerade fünfzehnjährig
war. Das jüngste Kind der Grossmutter ist achtjährig
und geht nicht zur Schule. Ein 24 JahrealterSohn
lebt mit ihr, doch er ist psychisch angeschlagen und
von der Beschreibung her scheint er eine Zeit-bombe
zu sein, die jederzeit explodieren kann. Ein anderer
Junge ist siebzehnjährig und lebt in den Strassen
von Siakago. Die zweitälteste Tochter lebt im
Kibera Slum in Nairobi. Die Grossmutter müht sich
in Siakago ab - Alkohol und Männer scheinen die
wichtigsten Bestandteile in ihrem Leben zu sein.
Unnötig
zu sagen, dass diese Umgebung nicht dazu beiträgt,
damit sich Ngendo’s Leben in eine positive
Richtung entwickelt.
Ngendo
ging in den Kindergarten und in die Siakago
Primarschule, doch bevor sie die zweite Klasse
beendete, musste sie aufgeben. Für sie, wie für so
viele Familien hier in Kenia, war das Problem das
Schulgeld.Dies
war der Grund, dass die Grossmutter sich entschied
das Kind im Februar dieses Jahres nach Nairobi zu
schicken. Es schien eine gute Idee, doch für Ngendo
war es ein Albtraum. Die Grossmutter einigte sich
mit einer Verwandten, dass Ngendo tagsüber die
Schule besuchen könne und am Wochenende und abends
bei der Hausarbeit helfen sollte.Doch Ngendo’s „Retter“ hatten andere
Gedanken: Sie wollten einfach eine billige
Hausangestellte...
Nun
konnte Ngendo nur von der Schule träumen, während
sie sich derHausarbeit widmete. Zu ihren Pflichten
gehörte, dass sie einen siebenjährigen Jungen für
die Schule parat machte und tagsüber auf zwei 5
Monate alte Zwillinge aufpassen musste. Gleichzeitig
sollte sie auch das Haus putzen, Kleider waschen,
kochen und abwaschen. Wenn die Hausmutter befand,
dass die Arbeit nicht zu ihrer Befriedigung ausgeführt
war, wurde Ngendo auf unbarmherzige Weise geschlagen.
All das spielte sich von Februar 2002 bis eines
Tages im Juni dieses Jahres ab, als Ngendo beschloss
wegzurennen.
Man
kann sich vorstellen, was einem 10 jährigen Mädchen,
alleine in einem Slum, alles passieren kann....
Doch
glücklicherweise wurde sie von den richtigen Leuten
gefunden, die sie mit nach Hause nahmen. Der Nachbar
war ein Freund einer unserer Mitarbeiterinnen und so
kamen wir mit Ngendo in Kontakt. Nachdem der Fall
beim Ältesten (Chief) des Slums gemeldet war und
auch bei der Polizei eine Anzeige gemacht wurde,
schickten wir unsere Sozialarbeiterin (Florence
Kibicho) nach Siakago um nach der Grossmutter zu
suchen. Mit der Hilfe einiger Leute fand sie das
Haus der Grossmutter und so erfuhren wir Ngendo’s
Geschichte. Das Milieu in Siakago machte es für uns
unmöglich Ngendo dorthin zurückzuschicken, und wir
beschlossen sie in unsere, bereits sehr grosse,
Familie aufzunehmen.
In
der kurzen Zeit, seit Ngendo bei uns in Doonholm
lebt, hat sie sich toll entwickelt. Unsere Kinder
haben sie voll akzeptiert, sie fühlte sich innert
kürzester Zeit daheim und hat schnell Freundinnen
gefunden. Sie ist nun zusammen mit vielen unserer
Kinder in der Tumaini Primarschule. Leider musste
sie wieder von vorne anfangen, da sie auf dem Land
praktisch kein Englisch gelernt hatte. So besucht
sie nun die erste Klasse.Letzthin hat sie mit
wunderschöner Handschrift in ihr Heft geschrieben.
Ich lobte sie und bekam ein freundliches Lächeln
mit dem Wort „Asante“ (Danke) zurück. Momente
wie diese zeigen uns, wie wertvoll unsere Arbeit ist.
Liebe Freunde,
Euch auch immer wieder ein herzliches Merci für alles!
Ohne Euer Geben und EureGebete könnten wir unsere Arbeit nicht tun. Danke auch für
die e-mails und Briefe; es ist immer schön von Euch zu
hören.
Mit
lieben Grüssen und Gottes Segen!
Marianneund Jonny
Rundbrief
Im
April2002
Liebe Freunde!
Es ist immer schön
von Euch zu hören. Merci für die E-mails und Briefe.
Zur Zeit bin ich
„Strohwitwe“, da Jonny seit einem Monat in Norwegen
ist. Er besucht verschiedene Gemeinden und
Veranstaltungen und erzählt über unsere Arbeit in
Kenia. Im Mai gehe ich auch für kurze Zeit nach
Norwegen. Ihr könnt Euch sicher vorstellen, mit
all unseren Kindern ist es nicht einfach etwas freie
Zeit zu geniessen. Deshalb freue ich mich auf die
Ferien in Norwegen.
Hier
sind die aktuellsten Neuigkeiten aus unserer
Grossfamilie in Doonholm:
Es sind gerade
Schulferien, und das Haus ist wieder voll. Wir
haben jetzt zwei Schülerinnen und zwei Schüler, die in
einer Sekundarschule mit Internat sind. (Doch das darf
man nicht etwa mit einem Internat in der Schweiz
vergleichen. Hier geht das einfach zu und her: riesige
Schlafsäle, einfache Kost, morgens schon um 5 Uhr
aufstehen, intensives lernen,...) Die Vier
geniessen ihre Ferien also am meisten! Überhaupt
sind wir dankbar, dass wir für die vier Jungendlichen
gute Sekundarschulen gefunden haben.
Alle Kinder sind
Ende März mit einem Zeugnis heimgekommen, und die
meisten brachten gute Noten heim.
Ein englischer
Freund, Ian,
der in Uganda lebt, hat die Rolle eines Onkels für
unsere Jungen übernommen. Jedes Jahr plant er ein
Lager für sie. Diese Woche verbringen die Jungs
in einem Lager an der Küste. Am Sonntagmorgen
sind sie begeistert losgefahren. Die Mädchen
geniessen es nun, dass sie alleine hier sind.
Cosmos
Odengo ist jetzt der Älteste in unserer Grossfamilie.
Letzten November hat er die Sekundarschule abgeschlossen.
Sekundarschüler müssen lange auf die Resultate ihrer
Abschlussprüfung warten. Doch Ende Februar kamen
sie heraus, und wir freuen uns mit ihm über die
gelungene Prüfung. Die letzten 3 Monate, während
er auf die Resultate wartete, war er in Uganda bei Ian
und half ihm dortbei
der Jugendarbeit. Jetzt ist er wieder zurück und
dabei das geeignete College zu finden. Er ist
hilfsbereit und hilft auch immer tüchtig mit.
Sarah,
nachdem sie die Primarschule mit viel Mühe und
schlechten Noten abgeschlossen hat, geht nicht wie die
anderen in die Sekundarschule. Sie hat beschlossen,
dass sie Coiffeuse werden will. Vor bald zwei
Monaten fing sie mit einem Kurs an. Es macht ihr
viel Freude, und sie hat auch geschickte Hände.
Sie kommt täglich mit einer anderen Frisur heim und ist
überhaupt in dieser kurzen Zeit so richtig aufgeblüht.
„Rennt nochmals eine Runde, Jungs! Ich will sehen, dass ihr schwitzt! Schneller Jungs. Ihr könnt so keinen Match gewinnen!“
Fredrick
Oguttu, oder Fred wie wir ihn alle nennen, ruft den
Jungs, die in der Nähe von Soweto trainieren, Befehle
zu. Manche sind in guter Form und rennen fast mühelos,
doch andere müssen sich anstrengen. Dies sind Jungen
zwischen 11 und 14 Jahren, die im Soweto-Slum leben
und alle werden von Fred trainiert, einem Mitarbeiter
von MASEMI.
Die
Jungen lieben Fussball, und träumen von einer
internationalen Karriere, oder wenigstens einer
Karriere bei einem Team in der Nationalliga.
Sicher ein unrealistisches Ziel für die meisten, doch
wenigstens haben sie einen Traum und arbeiten darauf
hin.
Die
Jungs spielen in einer Liga mit anderen Teams aus
verschiedenen Slums in Nairobi. Doch um in
dieser Liga zu spielen, müssen sie auch „Aufräumarbeit“
leisten. In den Slums wird leider kein Wert auf
Sauberkeit gelegt, und man
findet
überall hohe Abfallberge und verstopfte Abläufe.
Jeden Freitag, bewaffnet mit Handschuhen und Rechen,machen sich die Fussballer und all die Kinder
aus dem Clubhaus an die Arbeit und machen Abläufe
frei, sammeln Kehricht, und helfen bei anderen Aufräumungsarbeiten
mit.
Die
Mädchen werden von Jackie und Angela, die unsere
Arbeit in Soweto koordinieren, trainiert. Doch
beim Fussballspiel rennen noch so oft alle Mädchen dem
Ball nach und vergessen wo ihre Position ist.
Doch körperlich sind sie fit, und es gefällt ihnen
sich sportlich zu betätigen.
Abgesehen
davon, dass die Kinder alle in guter Kondition sind,
haben die Mitarbeiter auch Vertrauen zu den Jungen und
Mädchen aufgebaut. Die Gemeinschaft, die durch
das Spiel entsteht, gibt ihnen auch die Grundlage um
über schwierige Themen wie Beziehungen, Sex und Aids
zu sprechen. Die kulturelle Barrieren daheim
sind oft so gross, dass nur wenigeEltern in den Slums mit ihren Kindern über
diese Themen sprechen. Durch Unwissenheit werden
so oft falsche Entscheidungen gefällt, und durch diese
Entscheidungen
kann das Leben der Kinder oft radikal verkürzt werden.
Für viele Kinder ist der einzige Ort, wo sie mit
jemandem über ihre Fragen und Ängste sprechen können,
bei MASEMI.
Fussball
ist nicht alles, deshalb schicken wir 60 Kinder aus
Soweto in die Schule. Wir wissen, dass
wahrscheinlich keines unserer Kinder seinen
Lebensunterhalt mit Fussball verdienen wird, und
Schulbildung ist eine Notwendigkeit auf dem Weg zum
Erfolg!
Durch
den Sport und das gemeinsam Gespräch haben viele der
Jugendlichen ein besseres Selbstvertrauen entwickelt.
Sie tragen Verantwortung für ihr Tun und hoffentlich
entwickeln sie auch später ein
verantwortungsbewusstes Leben.
Unsere
Hoffnung und unser Gebet ist es, dass all unsere
Kinder etwas Positives mit auf ihren Lebensweg nehmen
und wissen, dass sie jemand liebt, ihnen hilft und
ihnen die Möglichkeit gibt eine Chance im Leben zu
haben.
Peter
ist einer der Fussballer, den wir in die Schule
schicken. Er geht in die vierte Klasse und ist
oft einer der Besten. Er lebt mit seiner Mutter
in Soweto. Ab und zu lebt auch ein Onkel dort.
Ich brauchte einige Zeit um herauszufinden, dass der
sogenannte Onkel gar kein Verwandter ist, sondern der
jeweilige Freund der Mutter. Am Ostersonntag
ging die Mutter in die Stadt, doch am Abend kam sie
nicht zurück. Nach zwei Tagen fingen wir an,
sie zu suchen. Gar nicht einfach zu wissen, wo
man anfangen soll. Auf einem der unzähligen
Polizeiposten, in einem der Gefängnisse oder in einer
Leichenhalle? Die Suche verlief erfolglos, doch
glücklicherweise tauchte sie nach fast drei Wochen
wieder auf, mit der Begründung, dass sie Verwandte
besucht habe. Sie machte sich überhaupt keine
Sorgen um ihren Sohn, obschon sich der sogenannte
Onkel überhaupt nicht um Peter gekümmert hat, denn,
jeden Abend kam er betrunken heim und hatte kein Geld
um Peter eine Mahlzeit zu geben. Wir übernahmen die
Verantwortung für die Mahlzeiten von Peter, und er
besuchte uns auch oft in Doonholm. Für uns ist
es schwer verständlich, dass eine Mutter so gar keine
Verantwortung für ihren Sohn übernimmt. Wir
mussten schon öfters in diesem Haushalt eingreifen,
denn die Mutter ist meistens betrunken und manchmal
schlägt sie Peter oder sperrt ihn aus dem Haus.
Ihr fragt Euch vielleicht, wieso wir Peter nicht
einfach in unsere Familie aufnehmen? Nun - wir
haben Platzmangel und können im Moment kein weiteres
Kind versorgen. Leider ist Peter auch kein
Einzelfall. Es hätte noch andere Kinder, die es
bitter nötig hätten, dass man sie aus ihren Familien
nimmt. Deshalb hoffen und beten wir, dass wir
bald eine Lösung finden und bauen können.
Liebe Freunde,
Euch auch immer wieder ein herzliches Merci für alles!
Ohne Eure Unterstützung und Euer Mittragen im Gebet könnten
wir unsere Arbeit nicht tun. Ihr spielt eine wichtige
Rolle in unserem Dienst.
Mit
lieben Grüssen und Gottes Segen!
Marianneund Jonny
Rundbrief
Anfangs Februar
2002
Liebe
Freunde!
Das neue Jahr ist schon
wieder über einen Monat alt, und ich möchte mich noch
über all Eure Weihnachtsgrüsse bedanken. Auch
unsere Kinder freuten sich über die Post, die sie von
ihren Paten erhalten haben. Falls Ihr ihnen
schreibt, benützt bitte nur unser Postfach und
adressiert die Post an uns, wir leiten es immer an die
Kinder weiter. Ich möchte Euch auch alle daran
erinnern, nur noch die folgende Adresse zu benutzen.
Doch jetzt
wollt Ihr sicher Neuigkeiten aus unserer Familie
erfahren:
Sharon, das Mädchen das seit
Oktober bei uns lebt, geht seit einem Monat in den
Kindergarten. Sie geht sehr gern und freut sich
gar nicht auf’s Wochenende... (Hoffentlich ist das in
ein paar Jahren auch noch so.) In dieser kurzen Zeit hat sie schon recht viel Englisch gelernt,
und stolz wendet sie das Gelernte an.
Ende Dezember kamen die
Resultate, der Primarschulabschlussprüfung heraus.
Drei der Jungs haben gut abgeschlossen und einer
mittelmässig, doch das Mädchen ist hoffnungslos durch
die Prüfung gefallen. Sie wird nicht in die
Sekundarschule gehen, und nun suchen wir nach einer
anderen Lösung, z. Bsp. dass sie einen Kurs besucht.
Für die Jungs sind wir dabei Schulen zu finden, und das
ist gar nicht so einfach, da es zu viele Schüler und zu
wenige Schulen gibt.
Nach langem Ringen kamen wir
zum Entschluss, Mark (der Älteste in unserer
Grossfamilie) wegzuschicken. Er hat unzählige Male
absichtlich gegen die Regeln verstossen. Er schien
auch eine dubiose Geldquelle zu haben, und kam
wöchentlich mit neuen Kleidern oder Schuhen heim. Überhaupt war er einfach gar kein Vorbild für
alle anderen.
Im Dezember haben auch viele
Kinder ihre Verwandten besucht. So war es
ungewohnt still bei uns. Doch etliche kamen schon
vor Weihnachten zurück, so dass sie hier feiern konnten.
Bei stahlblauem Himmel und sommerlichen Temperaturen
schlachteten die Jungs hinter dem Haus Hühner für das
Festessen. Zum Dessert gab es Fruchtsalat mit Glace.
Bei diesen sommerlichen Temperaturen, gingen wir am 26.
Dezember mit den Mädchen baden. Sie genossen es in
vollen Zügen und es war für sie der Höhepunkt der ganzen
Ferien.
Ich bin dankbar, dass unsere
Schweizer- Gäste im Dezember auch fleissig
bei den Schulvorbereitungen
mithalfen. Über 1000 Schulhefte und gegen
350 Schulbücher mussten eingefassst werden.
(Merci Beatrice, Cornelia und Matthias!) Uniformen, Schulschuhe, Schulsäcke mussten auch eingekauft
werden. Das alles für 110 Kinder einzukaufen ist
gar nicht so einfach...
Jackie und Angela sind zwei
junge Frauen, die die MASEMI Arbeit in Soweto
koordinieren. Ihre Arbeit ist abwechslungsreich:
Sie unterrichten die Kinder im Clubhaus; machen
Hausaufgaben mit den Kindern, die wir in die Schule
schicken; basteln und singen mit den Kindern; erzählen
biblische Geschichten; trainieren den Mädchen
Fussball-Club; leisten Erste Hilfe bei Bobos, oder
bringen Kinder zum Arzt; und sie besuchen die Familien
unserer Kinder. Nach so einem Hausbesuch schrieb
Jackie folgenden Bericht, den ich mit ihrer Erlaubnis
übersetzen durfte:
Als Teresia elfjährig war,
starb ihr einziger Elternteil – ihre Mutter. Sie
wurde von ihrem älteren Bruder uns seiner Familie
aufgenommen. Doch sie musste wie eine Sklavin
arbeiten, bekam sehr wenig Nahrung und wurde oft
geschlagen. Jemand hatte Mitleid mit ihr und nahm sie
nach Nairobi, wo sie eine Arbeit als Hausmädchen
bekam. Nach einiger Zeit kam sie wieder in ihr
Heimatdorf, doch ihr Bruder weigerte sich, sie
aufzunehmen, so arbeitete sie auf verschiedenen Farmen
in der Umgebung. Als sie genug Geld gespart
hatte, ging sie wieder nach Nairobi und fand in einem
Vorort Arbeit auf einer Plantage, doch der Besitzer,
ging nach einigen Monaten wieder in seine Heimat
zurück, und sie verlor diese Stelle. Sie wusste,
dass sie daheim nicht willkommen war, deshalb fand sie, dass sie keine andere Wahl hatte,
als auf den Strassen von Nairobi Schutz zu suchen.
Dies war anfangs der Achtziger Jahren. Zu diesem
Zeitpunkt hatte sie auch schonKinder.
Das Leben auf der Strasse
war hart und ihre Familie leidete, oft hatten sie
nichts zu essen, und Mühleimer wurden nach Essbarem
durchsucht. Um das harte Leben auf der Strasse
zu überleben, braucht eine Frau einen Mann, der sie
beschützt, und als Gegenleistung muss die Frau mit
ihnen und den „Gangleaders“ schlafen. Deshalb
ist es auch nicht verwunderlich, dass Teresia oft
schwanger war, mehrere Fehlgeburten hatte, und fünf
ihrer Kinder durch das harte Leben auf der Strasse
starben. Fünf der Kinder überlebten und sind
noch heute am Leben. Um ihr Einkommen -nebst
Betteln- zu verbessern, verkaufte sie auch Leim an
Strassenkinder. (Leim wird oft von Strassenkinder
geschnüffelt. Sie sind high, das Hungergefühl
wird unterdrückt und die kalten Nächte spürt man
weniger. Doch der Leim greift das
Kurzzeitgedächtnis an und Hirnzellen sterben ab.)
Sie verkaufte den Leim auch an ihre eignen Kinder,
welche auch Zigaretten sowie Hasch rauchten, und
Alkohol tranken. Sie kannte auch viele der
Diebe, und war in manchen illegalen Handel verwickelt.
Vor etwa 3 Jahren (nach
über 15 Jahren auf der Strasse!) wurde sie mit anderen
Strassenfamilien, durch ein Projekt, in Soweto
angesiedelt. Dort lebt sie mit ihren Kindern und
Grosskinder in einer kleinen Hütte (Eigentlich ist es
einfach nur ein kleines Zimmer, das als Schlaf-, Wohn-
und Esszimmer dient. Nur der älteste Sohn lebt
nicht daheim, er wohnt in einem anderen Slum, wo er
ein Bandenführer ist. Die Familie ist immer noch mausarm und sie
sind alle durch das lange Leben auf der Strasse mit
verschiedensten Krankheiten gezeichnet. Um etwas
Geld zu verdienen, wühlt Teresia durch Abfallberge und
verkauft Plastik, Metall, und Papier.
Ihre jüngste Tochter,
-Josephine Wanza- kam
im letzten Jahr ins Clubhaus. Seit Januar schicken wir
sie in die Schule, sie geht in die Vorschule. Da
die Familie sehr arm ist, bekommt sie auch jeden
Mittag eine warme Mahlzeit. Nachmittags und Samstags
geht sie ins Clubhaus und macht bei verschiedenen
Aktivitäten mit.
Josephine’s Mutter ist dankbar und hofft, dass es ihre Tochter eines Tages besser
haben wird...
Liebe Freunde, Euch auch
immer wieder ein herzliches Merci für alles! Wir
sind so froh und dankbar, dass Ihr uns unterstützt und
uns in Euren Gebeten mitträgt!
Mit lieben Grüssen und Gottes Segen!
Marianne & Jonny
Rundbrief
Anfangs
November2001
Liebe Freunde!
Aus Kenia gruesse ich
Euch ganz herzlich! Nach meinen kurzen Ferien in der
Schweiz bin ich schon wieder4 Monate hier. In dieser Zeit ist recht viel
passiert und wir können uns nicht über Langeweile
beklagen. Jonny war auch 2 Monate in Norwegen, wo er an
verschiedenen Orten über unsere Arbeit sprach.
News
aus unserer Familie in Doonholm:
Ende
Juli ist die Mutter drei unserer Kinder, die bei uns
leben, gestorben. Unsere Verantwortung ist jetzt noch
grösser, da sie nun nur noch eine Grossmutter haben
– und sonst keine nahen Verwandten mehr. Dazu
kommt, dass die Mutter eines der Kinder aus dem
Clubhouse in Soweto im Juli an Hirn-hautentzündung
gestorben ist. Sie hinterlaesst Zwillinge, die noch
nicht jaehrig sind und ein 4 ½ jaehriges Mädchen
(Sharon). Anfangs Jahr wurde Sharon beinahe
vergewaltigt, doch die Mutter kam rechtzeitig dazu und
hat den Mann angezeigt. Im Moment ist er im Gefängnis,
doch wahrscheinlich wird der Prozess gegen ihn nicht
fortgeführt, da die Mutter tot ist. Wir haben Angst,
dass, falls der Mann aus dem Gefängnis entlassen wird,
er sich an Sharon rächen will. Nurist jetzt keine Mutter mehr da, die Sharonbeschützen könnte. Der Vater ist mit den
Kindern völlig überfordert. Die Zwillinge sind bei
Verwandten auf dem Land geblieben. Sharon ist tagsüber
allein, denn der Vater verlässt das Haus früh, da er
immer auf Arbeitssuche ist. Findet er Arbeit, kommt er
am Abend mit etwas Geld heim und kann für sich und
Sharon eine Mahlzeit zubereiten. Sharon ist tagsüber
auf sich selber gestellt. Eine Nachbarin sollte ein
Auge auf sie haben, doch sie ist mit ihren eigenen
Kindern überfordert und kümmert sich nicht noch um
Sharon. Vor 3 Wochen haben wir mit dem Vater
gesprochen und so lebt Sharon nun seit 2 Wochen bei
uns. Sie hat sich schnell bei uns eingelebt und es gefällt
ihr gut bei uns.Sie muss noch lernen, dass sie bei uns jetzt
regelmässig 3 Mahlzeiten bekommt. Bei jedem Essen lässt
sie etwas übrig und versteckt den Teller in der Küche,
damit sie etwas hat, wenn sie wieder Hunger bekommt.
Wir haben all unseren älteren Mädchen eine „Schwester“
zugeteilt. Sie helfen den jüngeren Mädchen beim
Kleiderwaschen, beim Baden, Kleider parat legen, etc.
So hat auch Sharon eine „Schwester“ bekommen und
mit ihr teilt sie auch das Bett.Sie hat sich auch schnell an den anderen „Luxus“
gewöhnt (Toilette im Haus, Strom, fliessendes kaltes
Wasser). Im Januar werden wir sie in einen
Kindergarten schicken. Ich bin sicher, dass sie
schnell Englisch lernen wird, da sie viel Kontakt mit
uns hat. Sie ist auch wie ein Papagei und versucht
alles nachzusprechen.
Vor
gut 2 Monatenhaben
wir einen weiteren Jungen (16 Jahre) vorübergehend
bei uns aufgenommen. Er wurde von der Stiefmutter sehr
schlecht behandelt, und der Vater hat ihn nicht
verteidigt. Nach der Schule musste er die ganze
Hausarbeit erledigen und bekam von der Stiefmutter oft
nichts zu Essen. Er durfte nicht einmal die
Hausaufgaben machen, denn sie wollte nicht, dass er
Strom vergeudet...Am Samstag musste er das ganze Haus gründlich
putzen. Manchmal wurde er von der Stiefmutter auch
grundlos geschlagen... In 2 Wochen hat er die
Abschlussprüfung an der Primarschule. (Alle Schueler
arbeiten während 8 Jahren Primarschule auf diese Prüfung
hin. Das Resultat dieser Prüfung entscheidet, ob man
in die Sekundarschule kommt, und ob man in einer guten
Sekundarschule sein wird.) Jetzt kann er sich
wenigstens in Ruhe auf die Prüfung vorbereiten.
Er
ist gescheit, wir hoffen, dass er gut abschneidet.
Da
er Moslem ist, hoffen wir, dass unser gelebter Glaube
ein Zeugnis für ihn ist. Er nimmt an unseren
Andachten teil, doch am Sonntag, wenn wir in die
Kirche gehen, geht er in die Moschee.
Einer
unserer älteren Jungs machte uns im Juni ziemlich
viele Probleme. (Diebstahl, Lügen,...) Anfangs Juli
ist er weggerannt, suchte Unterschlupf bei Freunden,
doch nach etwa 6 Wochen kam er zurück und
entschuldigte sich. Die Zeit, die er weg war, hat ihm
gut getan, denn er ist verantwortungs-bewusster
geworden und sieht auch wieder, wie gut er es bei uns
hat. Er scheint nunein Ziel vor Augen zu haben und arbeitetfleissig in der Schule.
Wir
haben immer wieder junge Europäer, die kurze Zeit bei
uns leben und bei unserer Arbeit mithelfen. Gerade sind
eine junge Norwegerin und eine junge Schweizerin hier.
Bis nächsten Mai werden wir immer mindestens einen
europäischen Besucher da haben. Für uns, die Kinder
und unsere Mitarbeiter sind diese Besuche jeweils eine
willkommene Ab-wechslung. Die Kinder hören liebend
gerne Geschichten von den „wazungu“ (weisse Menschen)!
Unser Haus war schon vorher voll - doch nun platzt es fast aus den
Naehten, denn wir leben jetzt mit 14 Mädchen, 10 Jungs
und 2 Angestellten hier. (Mit der hohen Rate an Aids
muessen wir damit rechnen, dass in der nahen Zukunft
noch andere Muetter sterben und Kinder hinterlassen...)Wir hoffen, dass wir bald einmal die Finanzen
haben, um auf dem Land, das wir gekauft haben, bauen zu
können.
Ende
November geht das Schuljahr zu Ende. Mehrere Kinder
unserer Grossfamilie werden über die Ferien ihre
Familien und Verwandten besuchen.Doch viele der Kinder wollen schon vor
Weihnachten wieder zurück sein, damit sie Weihnachten
mit uns feiern können.
News
aus Soweto–Slum:
Auch
die Arbeit in unserem Clubhaus in Soweto geht gut
voran. Im September haben wir 4 neue Kinder von dort
in die Schule geschickt. Im ganzen sind jetzt 52
Kinder aus Soweto in der Schule. Im August brachten
die meisten Kinder einen guten Schulbericht heim.
Viele strengen sich wirklich an in der Schule und
geben ihr Bestes.
Im
Moment bereiten wir wieder 10 Kinder auf die Schule
vor. Und im Januar, wenn das neue Schul-jahr anfängt,
werden sie dann in die Schule geschickt.
Wir
haben auch guten Kontakt zu einer „public health
clinic“ (Arztpraxis) in Soweto. Wir arbeiten
zusammen, um die Gesundheit der Kinder zu verbessern -
gerade vor ein paar Wochen wurden wieder alle unsere
Kinder entwurmt.
Die
Jungs haben 2 Fussballteams und spielen jetzt in einer
Liga. Man findet sie jedes Wochenende auf einem Feld,
wo sie trainieren. Ein Freund von uns, aus Uganda, war
hier und hat die 2 Fussballteams für einen
Wochenendausflug auf das Land mitgenommen. Sie hatten
viel Spass und kamen begeistert zurück. Für manche
Kinder war es das erste Mal, dass sie so richtig aus
der Stadt herauskamen. Wir
versuchen immer wieder mit den Müttern dieser Kinder
zu sprechen, und sie zu mehr Verantwortung für ihre
Kinder aufzufordern – z.B. kontrollieren, ob die
Hausaufgaben gemacht werden, die Kinder mit
einigermassen sauberer Uniform in die Schule schicken....
Doch leider warten die Mütter meistens einfach, bis
wir uns um ihre kranken Kinder kümmern.... Sie
möchten bei allem einfach am liebsten „hand-outs“
und möglichst wenig - bis keine Verantwortung.
Deshalb ist es auch so schwierig sie für Arbeiten zu
motivieren. Gerade nehmen wir wieder einen Anlauf und
sind im Gespräch mit ihnen und beraten sie, wie sie
ein eigenes „Geschäft“ aufbauen könnten.
Jetzt seid Ihr
wieder etwas auf dem Laufenden und habt einen Einblick
in unsere Arbeit erhalten.Gerade trommelt der Regenauf das Dach, denn diese Woche hat der
langersehnte Regen angefangen.
Auch immer
wieder ein herzliches Merci für all Eure Unterstützung
und Euer Mittragen!